„Die Wissenschaften und Künste haben Grundsätze und Regeln, durch welche man Entdeckungen macht, die zu ihrer Vollkommenheit führen. Nur die Reitkunst allein scheint einer bloßen Übung zu bedürfen.“

— François Robichon de la Guérinière

Im zweiten Teil seines Werkes “École de Cavalerie” kritisiert François Robichon de la Guérinière im ersten Kapitel, dass die Reiter seiner Zeit sich wenig mit der Reitkunst auseinander setzen und Hilfen nur mechanisch und mit Gewalt geben.

Dadurch würden nur gezwungene Ausführungen möglich, die Halbkenner beeindrucken können. Reiterliche Grundsätze würden nicht beachtet oder an Schüler weitergegeben. Das führe leider dazu, dass viele Anfänger gar nicht wüssten, was falsch und was richtig ist. Sie könnten ja nur nachahmen, was ihnen gezeigt wurde und es wäre leider sehr viel einfacher Fehler zu erlernen als die korrekte Ausführung. Viele würden zu viel mit den Händen einwirken, was a) nicht schön aussehe, b) den Sitz und damit die Schenkelhilfen störe und c) die Anlehnung zerstöre.

Andere Reiter würden nicht auf das Exterieur ihres Pferdes achten und ahmten Reiter mit perfekt gebauten Pferden nach. Da ihre Pferde nicht perfekt gebaut seien, würde diese Art des Reitens die Pferde überfordern und schädigen.

Er bedauert in diesem Kapitel, dass nur zwei große Reitmeister ein Werk von Wert hinterlassen haben: De la Broue und der Herzog von Newcastle. In seinem Werk bedient sich de la Guérinière bei beiden Meistern, die er sehr verehrt.

„Die Meinung derjenigen, welche die Theorie in der Reitkunst für unnütz erachten, wird mich nicht abhalten, zu behaupten, dass dies eins der nothwendigsten Stücke ist zur Vollkommenheit zu gelangen.“

— François Robichon de la Guérinière

Im Grunde kann man hier schon von einem Verständnis für die Biomechanik und ethologischen Ansätzen sprechen, da de la Guérinière davon ausgeht, dass ein Reiter nur mit dem Wissen um die Bewegungsabläufe, damit verbundenen Schwierigkeiten und die Natur des Pferdes, gut sein kann. Er fordert, nach Grundsätzen zu arbeiten, die nicht gegen die Natur des Pferdes arbeiten sondern diese vervollkommnen.

Er unterstreicht, dass es neben der Theorie wichtig sei, Pferde zu lieben, körperlich fit mit guten Koordinationsfähigkeiten zu sein und Geduld zu haben.

Er benutzt zwar die Worte „stark und herzhaft“ im Zusammenhang mit dem Umgang mit dem Pferd, präzisiert aber, dass er damit nicht meint, dass der Reiter gewaltsam sein soll oder draufgängerisch, denn dadurch würde er das Pferd quälen und in Angst versetzen. Ungezwungenheit, Gleichgewicht und eine schöne Optik sind ihm wichtig. Es würde lange dauern sich darin zu schulen. Das sei auch der Grund, weswegen viele Leute behaupten, dass die Dressur das Pferd für den gewöhnlichen Gebrauch verderbe. Dieser Theorie widerspricht de la Guérinière. Er hat schon damals erkannt, dass eine Gymnastizierung des Pferdes dazu dient, es gesund zu halten und rittiger zu machen.

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