Equitana OpenAir@Home

Herzlich Willkommen auf meiner Website!

Ich freue mich sehr, Euch hier begrüßen zu dürfen. Hier erfahrt Ihr ein bisschen mehr über mich und meine Arbeit. Guckt Euch gerne um. Da Ihr hier gelandet seid, interessiert Ihr Euch für mein Equitana-Wochenendseminar-Angebot. Besucher der Equitana OpenAir@Home erhalten bei einer Buchung 10% Rabatt auf den Gesamt-Unterrichtspreis.

Was für Kurse sind das?

Deutschlandweit sowie für Österreich, die Niederlande und Belgien biete ich für Reiter auch Wochenendseminare an. Diese Kurse sind selbstverständlich ganz individuell auf die Kursteilnehmer und ihre Pferde zugeschnitten und entsprechen denselben Grundsätzen, wie mein privater wöchentlicher Einzelunterricht. Bei der Buchung könnt Ihr zwischen verschiedenen Themenbereichen wählen. Gerne könnt Ihre mich aber auch direkt ansprechen und mit mir Eure persönlichen Wünsche und Ideen besprechen. Ich entwerfe dann einen auf Euch zugeschnittenen Kurs.

Wieviel kostet es?

Der Gesamtpreis für ein solches Wochenendseminar mit 6 praktischen Teilnehmern beträgt 1200€ zzgl. Unterkunft und Anfahrt. Auf diesen Preis gewähre ich Besuchern der Equitana OpenAir@Home vom 07.-09.08.2020 10% Rabatt. Schreibt mir einfach eine Mail an: agnes@motivierte-pferde.de

Wie läuft so ein Seminar ab und was erwartet Euch dabei?

Wochenend-Seminare finden normalerweise am Wochenende – also Samstag und Sonntag – statt. Teilnehmen können sechs aktive Teilnehmer mit Pferd.

Samstags morgens beginnt das Seminar mit einer kurzen Vorstellungsrunde, nach der jeder Reiter 30 Minuten Einzelunterricht erhält. Nach der Mittagspause legen wir dann eine Theorieeinheit ein. Bei den Sitzschulungsseminaren werden hier neben der Vermittlung von theoretischen und auf eure Bedürfnisse zugeschnittene Grundlagen nun die Videos vom Unterricht morgens analysiert. Anschließend geht es erneut für jeden Teilnehmer 30 Minuten je nach Wunschthema aufs bzw. ans Pferd.

Am zweiten Tag starten wir mit einer Reiteinheit von 45 Minuten für jeden Teilnehmer. Anschließend treffen wir uns noch einmal zu einer abschließenden Besprechung, bei der auch noch einmal auf theoretische Inhalte eingegangen werden kann.

Ihr habt noch Fragen?
Natürlich stehe ich Euch auch bei weiteren Fragen, die ich bis hierhin noch nicht beantworten konnte, gerne zur Verfügung. Schreibt mir einfach eine Mail (agnes@motivierte-pferde.de). Ich melde mich umgehend bei Euch!

Jetzt wünsche ich Euch noch weiterhin viel Spaß auf der Equitana OpenAir@Home und freue mich, von Euch zu lesen! Über Euer Feedback zu meinem Film freue ich mich auch sehr!

Wer regelmäßig von mir lesen möchte, kann mir auch gerne auf Facebook oder Instagram folgen ?

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Der Galopp- Analyse, Probleme und Lösungen

Der Galopp ist die schnellste Gangart des Pferdes. Er ist ein dynamischer Dreitakt mit Schwebephase. Das Pferd soll sich schwungvoll mit deutlicher Bergauf-Tendenz nach vorne bewegen. Je nach Tempo oder Versammlungsgrad variiert das Gangmaß. Im folgenden möchte ich kurz aufzeigen, was man grundsätzlich unter Galopp versteht, welche Probleme es mit Barockpferderassen in der Ausbildung rund um den Galopp geben kann und darauf eingehen, was François Robichon de la Guérinière über den Galopp schrieb.

Es wird heute unterschieden zwischen:

  • Arbeitsgalopp
  • Mittelgalopp
  • starkem Galopp
  • Schulgalopp
  • versammeltem Galopp
  • Renngalopp
  • außerdem unterscheidet man zwischen Rechts- und Linksgalopp

Die Fußfolge des Rechtsgalopps:

  • linkes Hinterbein
  • links hinten, rechts hinten, links vorne (als Diagonale)
  • rechtes Vorderbein (Einbeinstütze)
  • Schwebephase

Durch den Galopp fördere ich:

  • die Reaktionsfähigkeit des Pferdes
  • die Losgelassenheit als 2. Punkt der Ausbildungsskala (dies gilt insbesondere bei Pferdetypen wie Vollblütern, Warmblütern)
  • ökonomische und geschmeidige Bewegungen des Pferdes
  • den Atemrhythmus (jeder Sprung ein Atemzug)
  • die Bauchmuskulatur
  • eine höhere Beweglichkeit im Kreuzdarmbein
  • eine Steigerung des Enthusiasmus

Hilfen:

  • Paraden: dadurch veranlasstes vermehrtes Herantreten der Hinterbeine an den Schwerpunkt erleichtert das “Anspringen”
  • inneren Gefäßknochen vermehrt belasten
  • innerer Schenkel liegt treibend am Sattelgurt
  • äußerer Zügel begrenzt Stellung und verhindert ein Ausfallen über die Schulter

Der Galopp im Hinblick auf Barockpferde

Gerade Barockpferde wie z.B. Friesen sind schnell mit dem Galopp überfordert. Sie verspannen sich und “machen dicht”. Das liegt daran, dass viele Barockpferde sehr kurze Rücken haben, eine hohe Beinaktion und einen hoch aufgesetzten Hals. Sie haben große Schwierigkeiten sich zu entspannen und ihre Galoppade ist sehr kraftraubend. Bei ihnen muss vor allem auf die Losgelassenheit geachtet werden und auf eine gut vorbereitete tragende Muskulatur, bevor mit der Galopparbeit begonnen werden kann. Friesen haben zusätzlich das Problem, dass ihr Herz im Verhältnis zum Körper sehr klein ist. Sie können daher per se nur kurze Galoppreprisen leisten. Das ist wichtig zu beachten, denn wenn das Pferd seine Belastungsgrenze (und die ist beim Friesen im Galopp extrem niedrig) überschreitet, arbeitet die Muskulatur im anaeroben Bereich. Das bedeutet, dass die Muskulatur nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und übersäuert. Muskelaufbau ist nur im aeroben Bereich möglich. Ein weiterer negativer Aspekt von Muskelüberlastungen ist die Möglichkeit, dass das Pferd um die überlastete und somit schmerzhafte Muskulatur zu schonen, andere Muskeln benutzt- Fehlbelastungen sind die Folge.

Die Galopparbeit nach François Robichon de la Guérinière:

In der Zeit François Robichon de la Guérinières versteht man unter “dem richtigen Galopp” bei Jagd und Campagnepferden immer den Rechtsgalopp. Doch es gab wohl damals schon Reiter die das Pferd wechseln liessen, damit es nicht ermüdet. In der Reitbahn wird auch damals schon auf beiden Händen gearbeitet. De la Guérinière spricht in seinem Werk von drei Vorteilen, die der Galopp bieten würde:

ein Pferd das empfindlich am Maul ist, könnte so eine sichere Anlehnung erhalten
der Reiter fördere die Kondition
der Reiter könne auf diese Weise den Rücken lockern
De la Guérinière rät im 16. Kapitel “Vom Galopp”, dass der Reiter die Schrittfolgen des Pferdes lernen muss zu erfühlen. Dazu soll er im Schritt anfangen, dann im Trab und dann im Galopp. Nur wenn der Reiter wisse, wann welcher Fuß abhuft, könne er den Galopp richtig fühlen und reiten.

Das Pferd soll nicht angaloppiert werden:

  • bevor es nicht im Trab ausreichend gymnastiziert wurde und dadurch den Galopp anbietet
  • bevor der Körper biegsam genug ist, im Schulterherein die Beine wie auf einem Zirkel zu bewegen, beim Kruppe an die Mauer dem Schenkel gehorcht und bis es durch Arbeit in den Pilaren leicht an der Hand geworden ist. Wenn das alles vorher erarbeitet wurde, sei es leicht ein Pferd anzugaloppieren und dann würde es dem Pferd auch Spaß machen.

Er rät es in Schulterhereinstellung zu galoppieren, damit es nicht aus der Spur läuft und mit dem inneren Hinterbein zu weit nach innen tritt. So richte man es im Galopp gerade. Tue man dies nicht würde das Pferd den Reiter nach außen setzen und an der Spur der Vorderbeine vorbei fußen.

Herr de la Broué beschreibe, dass der Bahngalopp vorne kurz und hinten geschwinde sein müsse.

Diese Geschwindigkeit der Hinterhand erreiche man nur durch Vorwärtsdrang des Pferdes, halbe Paraden um die Vorderhand zu verhalten und durch häufiges Senken der Hand als Belohnung für den Gehorsam und um zu verhindern, dass das Pferd sich auf den Zügel legt, erreichen.

Um dem Pferd einen solchen angemessenen Galopp beizubringen, sollte man das Individuum betrachten und dementsprechend handeln.

Pferde, die sich verhalten sollen auf langen, geraden Linien geführt werden und gestreckt geritten werden. Hitzige Pferde sollten zurück gehalten werden, auf Zirkeln geritten werden, da sie dann genötigt seien sich mehr zu versammeln. Damit würden sie lockerer im Rücken, mental und optisch wären sie beschäftigt und sie würden nicht so losstürmen können.

Wieder andere Pferde würden komisch galoppieren, weil sie sich unwohl fühlen oder eine Schwäche bzw. Schmerzen haben in den Schultern, der Hinterhand, den Gelenken oder den Hufen. Sie trauen sich nicht richtig zu galoppieren. Diese Pferde sollen in kurzen Reprisen galoppiert werden, damit sie nicht den Mut verlieren und damit ihre Kräfte reichen.

Zwei andere Pferdetypen gibt es noch:

  1. die die zu viel Vorderhandaktion haben: Hier soll der Reiter die Hand in dem Moment wo die Vorderbeine auf die Erde gesetzt werden tief stellen den Absatz tief halten und stark in die Bügel treten.
  2. Pferde, die die Beine nicht genug heben und sich auf das Gebiss legen: Hand nachgeben wenn die Vorderbeine in der Höhe sind, wenn die Vorderfüße auf dem Boden sind soll man die Hand zurücknehmen und nicht zu viel Druck in den Steigbügeln ausüben.

Niemals soll man mit Biegearbeit im Galopp anfangen, bevor das Pferd nicht auf dem Hufschlag gut galoppiert. Sonst wäre das Ergebnis eine harte Anlehnung im Maul, die Vorhand würde steif und das Pferd würde sich wiedersetzen. Man würde fühlen, wann es gelenkig genug sei seitwärts zu springen.

Durch die Übung Kruppe an die Mauer würde man nur noch schnalzen müssen und mit dem äußeren Schenkel treiben und es würde von selbst angaloppieren. Dann soll man es nur wenige Sprünge machen lassen, loben und durchparieren.

Der Galopp läßt sich durch das Schulterherein und das Kruppe an die Mauer vervollkommnen. Der Galopp soll immer auf gerader Linie in der Mitte der Bahn beendet werden.

Interessant zum Thema ist auch dieses Interview der Dressur-Studien bei dem sich Andrea Jänisch und Richard Hinrichs zum Thema Galopp unterhalten.

Beitragsbild: Viktoria Makarova@Fotolia

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Feine Hilfen: Der Trab

Ausgabe 31

Ab dem 07.10. ist die nächste Ausgabe der FEINE HILFEN im Handel erhältlich. Wie einige von Euch schon wissen, bin ich seit April dieses Jahres Chefredakteurin des Bookazins. Dieses Mal habe ich das Thema “Der Trab” gewählt. Zum einen, weil es schon Ausgaben über Schritt und Galopp gab und ich damit die Reihe zu den drei Grundgangarten vervollständigen konnte. Zum anderen aber, weil der Trab in meinen Augen Dreh und Angelpunkt der Ausbildung des Reitpferdes und auch des Reiters ist.

Der Trab zeigt schonungslos Ausbildungsfehler, Haltungsfehler, Sitzfehler, Einwirkungsfehler. Er ist für das Pferd zwar relativ kräfteschonend und damit für längere Strecken im Gelände gut geeignet, auf gebogener Linie sorgt er aber ohne die nötige Losgelassenheit von Pferd und Reiter sehr schnell für Gelenks- und Sehnenerkrankungen des Pferdes.

Zuviel Trab verschleißt- unnötiges, stundenlanges Traben um das Pferd zur Entspannung zu bringen, kann nur in Ermüdung enden. Der Reiter wundert sich dann, warum er jeden Tag noch mehr traben muss, um sein Pferd zu “lösen”. Er trainiert damit jedoch eher Muskelverspannungen und die Fähigkeit des Pferdes, sich immer länger verspannt zu bewegen, bevor es irgendwann nicht mehr kann. Diese tägliche Über-und Fehlbelastung führt zu irreversiblen Schäden am Körper des Pferdes.

Besonders gefreut hat mich, dass ich für diese Ausgabe erneut Richard Hinrichs als Autor gewinnen konnte. Er schreibt über die geschichtliche Entwicklung der Ansichten zur Trabarbeit. Ein extrem spannendes Thema und ein toller Artikel, der mich einen weiteren Autoren aus der Zeit des Barock entdecken ließ- Claude Bourgelat. Ich lese gerade sein Werk “Le nouveau Newcastle” und werde hier demnächst auch darüber berichten.

Ein weiterer Punkt, der mir beim Thema “Trab” am Herzen lag, ist, wie oben schon genannt, der Sitz des Reiters. Immer wieder treffe ich auf Schüler, die nie gelernt haben, richtig auszusitzen. Ein aktueller Trend ist es auch, Schüler grundsätzlich nicht mehr leichttraben zu lassen, egal wie der Schüler sitzt, oder ob das Pferd sich überhaupt unter dem Reiter entspannen kann bzw. schon muskulär soweit trainiert ist, dass es den Brustkorb mit Reiter richtig tragen kann. Häufig ist das fatal fürs Pferd. Und auch für den Reiter- denn im Grunde wollen die meisten Reiter ja nur das beste für ihr Pferd und hören deshalb auf die Ratschläge ihrer Trainer. Reiten sollte niemals dogmatisch sein, sondern sich immer an den Bedürfnissen von Pferd und Reiter orientieren.

Elaine Butler, Martina Poley und Nicole Künzel erklären deshalb in dieser Heftausgabe, wie wichtig der richtige Sitz im Trab ist und warum das so ist. Bei Elaine Butler mache ich übrigens selbst zur Zeit eine Fortbildung zur “Ride-Ability”-Trainerin. Dazu schreibe ich aber demnächst noch einmal Genaueres. Auf jeden Fall ist es mein Ziel, in Zukunft noch besser auf Sitzprobleme eingehen zu können und meinen Schülern mit inneren Bildern und ausgefuchsten Ideen zu einem Sitz zu verhelfen, der das Pferd glücklich macht.

Übrigens ist es aus oben genannten Gründen richtig schwer, schöne Trabbilder mit Reiter zu finden. Auch deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass ich für dieses Heft Nicole Weinauge als Autorin gewinnen konnte. Ihre Fotos waren mir schon vor einiger Zeit besonders positiv aufgefallen. Sie schreibt in ihrem Artikel über die biomechanischen Zusammenhänge und wie wichtig das Wissen um diese ist. Außerdem hat sie es mit ihrem PRE Minero damit auch auf den Titel dieser Ausgabe geschafft. Wie findet Ihr das Bild? Mir gefällt es ausgesprochen gut.

Zu guter Letzt habe ich in dieser Ausgabe versucht, Euch als Leser stärker einzubinden. Ich habe auf der FEINE HILFEN Facebook-Fanpage gefragt, was Ihr gerne wissen möchtet und welche Schwierigkeiten Ihr mit dem Trab habt. Fünf Eurer Fragen habe ich dann von unseren Autoren beantworten lassen. Alex Zell, Alexandra Jablonka, Nicole Künzel, Bea Borelle und Nicole Weinauge beantworten jeweils eine Frage. Ich bin sehr gespannt, wie Euch das gefällt. Über Feedback freue ich mich sehr.

HIER findet Ihr übrigens eine Übersicht aller Artikel im Heft. Es haben ja noch ganz viele weitere tolle Autoren etwas zum Thema beigetragen. Außerdem haben wir off-topic in der Rubrik Pferd & Wissenschaft zwei spannende Artikel. Einer davon behandelt das brandaktuelle Thema PSSM, der andere berichtet über eine Studie zu Optimismus und Pessimismus bei Pferden.

Ich wünsche Euch viel Spass beim Lesen!

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Diese Bücher habe ich besonders gerne gelesen

“Welche Bücher kannst Du mir empfehlen?”

fragen mich meine Schüler häufig. Deshalb möchte ich hier mal meine “All-Time-Bestenliste” veröffentlichen. Zu jedem Buch erzähle ich ein bisschen, warum es mir besonders gut gefällt.

Diese Bücher solltet Ihr auf jeden Fall gelesen haben:

1.) Ecole de Cavalerie- de la Guérinière

Warum ich dieses Werk aus dem 18. Jahrhundert empfehle, habe ich schon in etlichen anderen Artikeln hier im Blog erklärt. Es enthält Unmengen an Informationen für den richtigen und artgerechten Umgang und eine schonende und durchdachte Ausbildung und Hilfengebung.

Es gibt einfach jedes Mal aufs Neue tolles Wissen zu entdecken beim Lesen dieses Buches- und das, obwohl es so alt ist! Wenn Ihr französisch könnt, solltet Ihr das Original lesen, da alle Übersetzungsvarianten Fehler enthalten, die zu Missverständnissen führen. Ansonsten erschien dieses Werk in deutscher Fassung übersetzt von J.D. Knoell im OLMS-Verlag und unter dem Titel “Barockes Reiten nach F.R. de la Guérinière: Die Reitkunst -Über die Ausbildung des Pferdes” bearbeitet von Bent Branderup im Cadmos Verlag.

2.) Pferde schulen an der Hand- Richard Hinrichs (Kosmos)

Richard Hinrichs erklärt in diesem Buch sehr schön anschaulich die Möglichkeiten, wie man Pferde an der Hand schulen kann. Er geht dabei insbesondere auch darauf ein, warum es Sinn macht, Pferde am Boden zu gymnastizieren, zu lösen und zu versammeln. Er beschreibt seine Art des Longierens, wie und warum man am langen Zügel arbeitet und erklärt die klassische Arbeit an der Hand. Das Buch bietet viele hilfreiche Tipps für den Trainingsalltag und ist ein absolutes Must-Have für alle, die sich näher mit klassisch barocker Reiterei beschäftigen möchten.

3.) Reiten mit feinen Hilfen- Richard Hinrichs (Kosmos)

“Auch dieses Buch ist nicht geeignet, eigene praktische Übungen des Lesers zu ersetzen. Er soll aber dafür sensibilisiert werden, welche Erfolgsprinzipien eine Reiterei ohne unnötige Krafteinwirkung begünstigen und welche Umwege vermieden werden können, um dieses Ziel zu erreichen.” (Zitat aus dem Vorwort auf Seite 4, Neuauflage von 2011)

Ganz in diesem Sinne erklärt Richard Hinrichs in drei großen Kapiteln, was ihm wichtig ist bezüglich des Sitzes und der Hilfen des Reiters, wie man das Pferd und den Reiter motiviert und schließlich, was bei bestimmten Lektionen zu beachten ist. Dabei ist das Buch anschaulich durch Fotos und Illustrationen.

So beschreibt Richard Hinrichs in diesem Buch, wie wichtig Klarheit des Reiters in der Ausbildung und im täglichen Training für das Pferd ist. Ich durfte Richard Hinrichs im Trainerseminar als meinen Lehrer kennen lernen und habe in dieser Zeit und auch in den regelmäßigen Fortbildungen die ich bei ihm besuche, viel gelernt. Insbesondere seine Ideen dazu, wie man Pferde besonders gut motivieren kann und seine Präzision in der Hilfengebung machen ihn zu einem besonderen Vorbild für meine tägliche Arbeit.

Viele seiner Leitsprüche sind so markant, dass man sie nicht mehr vergisst und in diesem Buch findet Ihr einige davon. Sicher habe ich den einen oder anderen im Unterricht auch schon erwähnt. Hier könnt Ihr das alles noch einmal nachlesen.

4.) Seitwärts unterwegs- Johannes Beck-Broichsitter (Cadmos)

Tatsächlich hatte ich beim ersten Lesen dieses Buches so viele Aha-Erlebnisse. Endlich wurden die wirren Vorstellungen von Seitengängen in klare Bilder und klare deutliche Grundsätze gepackt. Das Buch ist zudem angenehm lesbar, vermeidet langweilige und komplizierte Beschreibungen und man kann den humorvollen Charakter des Autors gut erkennen. Auf Johannes Beck-Broichsitters Anlage durfte ich einige Zeit nach dem ersten Kontakt mit seinem Buch 2014 meine Prüfung zum Trainer für klassisch barocke Reiterei ablegen. Nebenbei: Sein Geländetraining ist übrigens genauso gut wie die Erklärungen der Seitengänge in diesem Buch. Wer es also noch nicht hat, sollte sich dieses Buch auf jeden Fall schnellstens zulegen und vielleicht auch mal einen Lehrgang bei Johannes in Heist besuchen.

5.) Achtung, Respekt, Würde- Frédéric Pignon, Magali Delgado (WuWei)

Mit Frédéric Pignon sprach ich 2016 das erste Mal persönlich. Ich führte ein Interview mit ihm für das Bookazin “FEINE HILFEN”. Schon in der Vorbereitung des Interviews war ich begeistert von dem, was Pignon und Delgado in ihrem Buch “Achtung, Respekt, Würde” schreiben. Dieses Jahr traf ich die beiden Trainer dann persönlich in Wickrath, bei einem vom Evipo-Verlag organisierten Seminar. Frédérics Ruhe und Klarheit in der Arbeit mit Pferden ist toll und seine Frau Magali überraschte mich mit tollen Tipps zum Lösen von angespannten Pferden und für Lektionen auf hohem Niveau.

6.) Irrwege der modernen Dressur- Philippe Karl (Cadmos)

Noch so ein Werk der Erleuchtung: Ähnlich wie das Buch “Seitwärts unterwegs” ist dieses Buch von vorne bis hinten vollgepackt mit Informationen, die man schlichtweg jeden Tag bei der Arbeit mit demPferd im Hinterkopf haben sollte. Logisch, fundiert und sehr überzeugend nimmt Philippe Karl in seinem Buch die moderne Lehre der FN auseinander und erklärt, welche Punkte missverständlich sind oder einfach keinen Sinn machen, warum das so ist und wie es eigentlich besser wäre. Philippe Karl hat all diese Punkte auch der FN vorgelegt und gilt seitdem als unbequemer Kritiker des modernen Dressursports. Dieses Buch sollte jeder Reiter gelesen haben.

7.) Basis-Guide für feine Hilfen- Katharina Möller (Cadmos)

Katharina Möller ist nach der Lektüre dieses Buches für mich schlagartig zu einer der interessantesten deutschen Trainerinnen unserer Zeit geworden. Das Buch erklärt toll grundlegende Basics wie den richtigen Sitz, die Prinzipien der Hilfengebung, wie man Probleme lösen kann, und wie man sich selbst täglich korrigieren kann. Dabei begeistert mich vor allem ihre liebevolle Einstellung zum Pferd. Fotos und Zeichnungen veranschaulichen den Text zusätzlich. Für meine Schüler und meinen eigenen Unterricht konnte ich sehr viel aus diesem Buch mitnehmen und nutze es immer wieder gerne als Nachschlagewerk.

8.) Ein gutes Pferd hat niemals die falsche Farbe- Mark Rashid (animalLearn Verlag)

“Wenn Sie ein empfindsames Pferd haben, verwenden Sie Ihr Feingefühl. wenn Sie ein schlaues Pferd haben, benutzen Sie Ihre Intelligenz. Und wenn Sie ein ängstliches Pferd haben, versuchen Sie es zu beruhigen.” (Zitat, Seite 77)

Ob nun dieses oder irgendein anderes Buch von Mark Rashid- lest es!!! Seine Bücher sind keine typischen Fachbücher, sondern enthalten Geschichten aus denen man für sich und die Pferde mit denen man zu tun hat so viel mitnehmen kann.

Mark Rashid liebt Pferde- das jedenfalls ist der Eindruck der bleibt, wenn man das Buch gelesen hat und zur Seite legt. Seine Geschichten von dem freundlichen alten Pferdemann von dem er so viel gelernt hat, sind spannend, lehrreich und berühren einen ganz tief im Inneren, denn es geht in erster Linie um Vertrauen. Statt wie so häufig davon auszugehen, dass ein Pferd unterworfen werden muss, ist hier der Leitgedanke, dass jedes Pferd gut ist und bei richtiger Behandlung gut bleibt.

9.) Bea Borelles Zirkusschule- Bea Borelle (Kosmos)

Bea Borelle ist eine tolle Trainerin. Ich habe selten jemanden so sehr für eine Sache brennen sehen wie sie. Ich bewundere ihre Energie und dieses Buch veranschaulicht schon sehr gut einen Teil von Beas Arbeit.

Das Buch erklärt schön Beas Herangehensweise an einzelne Lektionen und ist ein tolles Nachschlagewerk für alle, die sich für Zirkuslektionen interessieren. Schritt-für-Schritt Fotos illustrieren den Text und laden zum sofortigen Ausprobieren ein. Dabei geht Bea auf das Equipment und die Trainingsbedingungen genau so ein, wie auf Trainingsstrategien und Motivation. Ihr charismatisches Pony Ben begleitet den Leser durch das gesamte Buch und auf den letzten Seiten findet der Leser eine Aufstellung aller Übungen, die Ben beherrscht- ziemlich beeindruckend übrigens.

Ich habe Bea und Ben 2009 auf der Equitana kennen gelernt. Der kleine Fuchswallach beeindruckte mich damals nachhaltig, weil er sogar sagen konnte (mit einem Kopfnicken oder -schütteln), ob er eine Decke anziehen möchte oder nicht. Und Bea respektierte seine Wünsche, was ich auch damals schon toll fand. Im vergangenen Jahr habe ich Bea und Ben zweimal in der Provence besucht und besuche seit dem letzten Jahr ihre Lehrgänge in Mettmann.

10.) Das Phänomen François Baucher- Dr. med. vet. Robert Stodulka (WuWei)

Der letzte Buchtipp für heute ist ein bisschen “schwere Kost”. Das geb ich zu. Das 332 Seiten starke Werk von Dr. Stodulka liest sich auch nicht so eben mal nebenbei. Das muss man schon lesen wollen. Aber wenn man sich da reinfuchst ist es unglaublich informativ.

Hier wird das Werk Bauchers rundum beleuchtet: Biografie, politische Einordnung, Einfluss und Wirkung des Baucherismus bis heute, Unterschiede zwischen erster und zweiter Manier, Kernaussagen der zweiten Manier mit Erklärungen und eine Beleuchtung des Veterinärmediziners Stodulka, welche biomechanische Bedeutung Bauches Lehre hat.

Im zweiten Teil des Buches finden wir eine kommentierte Übersetzung von Bauchers “Methode der Reitkunst nach neuen Grundsätzen”.

Dr Stodulka sorgt mit Fotos von sich und seinen Pferden und mit hervorragend recherchierten Illustrationen und historischen Fotos für eine spannende Bebilderung des an sich eher trockenen Textinhalts ohne dabei den wissenschaftlichen Anspruch hinter diesem Buch zu vernachlässigen.

Insgesamt würde ich sagen: Es ist tatsächlich ein Buch mit wissenschaftlichem Anspruch. Wer sich drauf einlässt entdeckt eine unglaubliche Fülle an Informationen. Nur als Urlaubslektüre für nebenbei ist es eben nicht zu empfehlen.

Und Ihr? Habt Ihr einige dieser Bücher schon gelesen? Wie gefallen Sie Euch? Welche Bücher findet Ihr besonders gut und warum? Ich freue mich über Eure Nachrichten.

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Warum? – Kleines Wort mit großer Wirkung

Warum stellen wir eigentlich im Reitunterricht so selten die Frage nach dem „Warum“? Stattdessen neigen wir dazu Anweisungen auszuführen und als Richtig zu akzeptieren ohne sie zu hinterfragen? Das fehlende „Warum“ führt jedoch leider häufig zu stumm leidenden Pferden und ratlosen Reitern- manchmal auch zu verzweifelten Trainern. Dieser Artikel ist ein Plädoyer für das zu selten ausgesprochene „Warum“.

Am vergangenen Wochenende fand der Kurs eines namhaften Ausbilders statt. Ich sah mir eine Sequenz dieses Trainings an. Der Trainer unterrichtete zu diesem Zeitpunkt eine Frau mit ihrem Friesen. Seine Anweisungen gab er im schneidigen Kavallerie-Ton. Die Friesen-Reiterin hatte Probleme, ihre Hände still zu halten und störte damit ihr Pferd im Maul. Der Friese zeigte seinerseits enorme Defizite in der Losgelassenheit.

Die Lösung des Trainers: Er steckte der Schülerin Gerten in die Stiefel an denen sie sich festhalten sollte, um ihre Hände ruhig zu stellen. Dann wurde das Pferd vorwärts geschickt im flotten Stechtrab. Ergebnis: Der Friese drückte weiterhin den Rücken weg, rannte. Die Frau geriet weiterhin hinter die Bewegungen ihres Pferdes. Ihre Hände waren nun festgestellt, wodurch die Zügel sprangen. Ihr Körper versteifte sich regelrecht- eine korrekte Einwirkung über das Gewicht war nicht mehr möglich.

Was war hier passiert?

Die Schülerin hatte richtig erkannt, dass sie ein Problem damit hatte, dass sich ihr Friese einrollte. Der Trainer hatte richtig erkannt, dass die Schülerin unruhige Hände hatte und damit das Einrollproblem ihres Pferdes noch verstärkte. Anstatt aber die Ursache dieses Handproblems zu lösen indem er am Sitz der Reiterin und maßgeblich an der Mittelpositur und der Kernspannung der Reiterin arbeitete, versuchte der Trainer lediglich das Symptom-die unruhigen Hände- zu beheben.

Auch für die Probleme des Pferdes bot er keine Lösung, weil er dessen körperlichen Voraussetzungen schlicht nicht berücksichtigte (Lies dazu auch diesen Artikel). Obwohl es sich sicher nicht gut angefühlt hat, was da mit ihr und ihrem Pferd gemacht wurde, fragte die Reiterin den Trainer zu keinem Zeitpunkt, warum sie tun soll, was sie tat. Hätte sie dies getan, hätte sie vielleicht schon aufklären können, was der Trainer nicht erkannt hatte und mit ihm eventuell eine andere Lösung finden können.

Militärton macht mundtot

In gewisser Weise kann ich die Reiterin durchaus verstehen: Der Reitlehrer-Militärton sorgt auch heute noch dafür, dass viele von uns sich einfach nicht trauen, nachzufragen. Mir geht es da nicht anders. Schnell ist man eingeschüchtert und lässt einfach alles nur noch über sich ergehen. Man gibt quasi das Denken an der Tür ab, da der Ton sonst droht noch schärfer zu werden. Das allein kann aber nicht der Grund sein, warum Schüler nicht die Warum-Frage stellen. Denn auch bei Trainern, die anders kommunizieren, wird selten wirklich nachgefragt.

Warum eigentlich? Liegt es daran, dass die kindliche „Warum?“-Phase so nervig ist, dass viele Eltern ihren Kindern das „Warum“ einfach abgewöhnen? Sind wir heute in 2017 immer noch oder wieder so obrigkeitshörig, dass wir einfach immer glauben „der hat das gelernt, der ist 70 Jahre alt und Vorstand vom Trallafitti-Verein und der muss es ja wissen?“ Ist unsere Leistungsgesellschaft schuld? Augen zu und durch, wir wollen ja was erreichen?

Wenn ich mich nicht trauen kann nachzufragen und mir eine eigene Meinung zu bilden, dann stimmt etwas nicht.

Das wird schon richtig sein- oder?

Auch bei unbekannteren Trainern wird dieser „das wird schon richtig sein“-Gedanke Reitern und Pferden und auch den Trainern immer wieder zum Verhängnis. Denn wenn der Reiter nicht hinterfragt, kann der Trainer auch nicht wissen, ob der Schüler verstanden hat, was er da tut. Versteht der Schüler es nicht, arbeiten Trainer und Schüler irgendwann vielleicht in völlig verschiedene Richtungen.

Da sagt der Trainer eventuell: „Heb Deine innere Hand in der Volte leicht an, um deinem Pferd Stellung und Biegung zu erleichtern.“ Der Schüler versteht: „Innere Hand hoch ist gut.“ und fragt nicht weiter nach. Das Ergebnis ist dann ein Pferd, das im Genick völlig dicht macht, weil der Schüler stur die Hand anhebt und ein Nachgeben seines Pferdes nicht erkennt. Das bedeutet fürs Pferd Dauerdruck, der zu Gegendruck im Genick führt.

Die eigentlich gute Idee des Trainers wird ad absurdum geführt weil der Schüler denkt, etwas verstanden zu haben. In Wahrheit führt er aber etwas aus, dessen Ziel und Sinn er nicht durchschaut hat. Eine solche Vorgehensweise birgt riesiges Fehlerpotential. Gerade in der Erziehung von Lebewesen sollte uns immer klar sein, was wir mit dem, was wir tun am Ende bezwecken möchten.

Wer “warum” fragt, gewinnt

Natürlich sollte der Trainer von sich aus bestenfalls neue Inhalte verständlich erklären und immer wieder nachhaken, um sicher zu gehen, dass der Schüler verstanden hat, was er tun soll. Ob der Schüler aber immer auch wirklich den gesamten Hintergrund erfasst, kann ein Trainer nur wissen, wenn er vom Schüler ein Feedback bekommt.

Ich möchte den Unterricht des Ausbilders, den ich absichtlich nicht genannt habe, auf keinen Fall schlecht machen. Ich kann nicht beurteilen, wie er sonst arbeitet, da ich nur eine kleine Sequenz seines Unterrichtes gesehen habe. Der scharfe Ton, bei dem jeder die Hände an die Hosennaht legt, ist wahrscheinlich Geschmacksache. Für mich allerdings ein Dialogs-Killer und damit nicht besonders hilfreich.

Also: Fragt und lest euch schlau! Fragt Eurem Trainer Löcher in den Bauch! Ein guter Trainer weiß, warum er etwas tut und kann auch zugeben, wenn er mit seinem Latein mal am Ende ist und selbst nachgucken oder nachfragen muss! Und ganz egal welcher Rasse Euer Pferd angehört, denn dies betrifft nicht nur Friesen: Beschäftigt Euch mit dem Körperbau Eures Pferdes und hakt nach, ob der Trainer die speziellen Voraussetzungen Eures individuellen Pferdes und auch von Euch persönlich berücksichtigt. Dabei spielen sowohl das Exterieur als auch das Interieur eine große Rolle.

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Müssen Friesen anders ausgebildet werden?

Friesen sind Traumpferde: Schwarze lange Mähne, Puschelfüße, lackschwarz. So manche Reiterin würde bei der Wahl zwischen Einhorn und Friese immer den Friesen wählen. Friesen verbinden Kraft und Schönheit auf eine ganz besondere Weise. Doch hat man solch ein Pferd einmal unter dem Sattel, fällt eins auf: Es ist auch in der Ausbildung anders. Um eingerollte Hälse und feste Rücken zu vermeiden, sollte man als stolzer Friesenbesitzer einiges beachten.

Friesen wurden ursprünglich nicht als Reitpferde gezüchtet sondern für die Kutsche. An der Kutsche gehen sie im Schritt und zeigen einen beeindruckenden Trab mit hoher Knieaktion. Eine körperliche Voraussetzung für diesen Trab ist der hoch aufgesetzte Hals.

Aber eben dieser Hals sorgt dafür, dass diese Rasse Probleme damit hat, sich auszubalancieren, den Rücken aufzuwölben und sich unter einem Reiter, der dann auch noch auf diesem kurzen festen Rücken sitzt, loszulassen. Die meisten Friesen versuchen dann das Gewicht zu „ertragen“ indem sie sich einrollen.

Friesen zeigen aufwändige Bewegungen

Der Trab mit der hohen Knieaktion ist auch nicht darauf ausgelegt flott um Kurven zu traben, sondern locker geradeaus. An der Kutsche schieben die Hinterbeine dabei vermehrt, statt zu tragen, wie wir es uns beim Reiten wünschen. Dazu kommt das Problem, dass diese Rasse ein sehr kleines Herz im Verhältnis zum massigen Körper hat. Länger anhaltendes Vorwärts-Schicken über Tempo verspannt also das Pferd auch durch Ermüdung und eventuell sogar schnell eintretenden Sauerstoffmangel, wodurch die Muskulatur wiederum nicht ausreichend versorgt werden kann. Verspannungen und noch längere Lösungsphasen in der Zukunft sind die Folge.

Was muss man daraus also schließen?

  1. ein schneller Trab wird den Rücken und den ganzen Körper eines Friesen nur noch mehr verspannen. Eventuelles Hängenlassen des Kopfes am Ende der Trainingseinheit zeugt dann nicht von Losgelassenheit sondern von Erschöpfung
  2. für das Bewältigen von Kurven in einer Reitbahn muss das Pferd mit der Hinterhand Last aufnehmen. Das muss ein Friese erst einmal trainieren, dafür ist er auch eigentlich nicht gebaut (steile Hinterhand, häufig hohe und massige Kruppe). Trainieren lässt sich die dafür nötige Kraft nur über sehr kurze Reprisen und viele Verschnaufpausen damit die Muskulatur nicht verspannt.
  3. das Einrollen kann ergo in diesem Fall (übrigens ist dieser Lösung selten eine gute Idee- auch bei anderen Rassen) nicht über ein schnelles, langanhaltendes Vorwärts-Schicken behoben werden. Es wird eher zu einer verschlimmerten Muskelermüdung führen, wodurch der Friese sich noch mehr versuchen wird, einzurollen. Ein Teufelskreis.
  4. Auch ein Galopp kann bei Friesen nicht über langanhaltendes Galoppieren trainiert werden. Trageerschöpfung von Rücken und Gelenken wäre die Folge sowie eventuell sogar ein Herzfehler.

Wie alle Pferde, muss auch beim Friesen das Training individuell zum Pferd passen. Auch beim Friesen gibt es nicht “den Masterplan”, der für alle Pferde gilt, sondern lediglich Parameter, die dafür sorgen, dass dem Friesen die Freude am Training nicht vergeht:

  • kurze Reprisen
  • kurze Trainingseinheiten
  • Vorbereitung über die gewichtslose Arbeit am Boden (klassische Arbeit an der Hand)

Lest hierzu auch diesen Artikel von mir!

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Feine Hilfen: Ist da ein Kraut gegen gewachsen?

Aus der Ausgabe 10

Immer mehr Ställe bieten artgerechte Haltungsformen mit viel Weidegang. Gleichzeitig leiden immer mehr Pferde an Wohlstandserkrankungen. Können wir die Vegetation von Pferdeweiden so beeinflussen, dass die Zusammensetzung des Wiesenaufwuchses pferdegerechter wird?

Fast Food macht krank. Was für uns Menschen zutrifft, gilt auch für Pferde. Zuckerhaltige und einseitige Ernährung führt auch bei ihnen zu Adipositas. Heute leiden schon 50% unserer Freizeitpferde an dieser Erkrankung. Und Adipositas- also Fettleibigkeit- führt genau wie bei uns Menschen auch beim Pferd zu weiteren Erkrankungen: Cushing, EMS und Sommerekzem sind drei Begriffe, von denen die meisten Reiter und Pferdebesitzer vor einigen Jahren nur eine vage Vorstellung hatten. Heute gehören diese Diagnosen beim Tierarzt zum Standart und der Markt mit entsprechenden, auf die Bedürfnisse von erkrankten Pferden abgestimmten Futtermitteln, boomt. Doch woran liegt das? Hat sich etwas verändert in den letzten Jahren?

Die Antwort ist: Ja. Dabei sind die Änderungen für Pferde zunächst grundsätzlich positiv zu werten. Statt dunkler Boxenhaft wünschen sich heute immer mehr Besitzer von Freizeitpferden für ihren Vierbeiner eine artgerechte Haltung. Dazu gehört neben ausreichend Raufutter und Gruppenhaltung natürlich auch der Weidegang. Vor noch nicht allzu langer Zeit war es Usus, dass Pferde in Boxen nur für den sportlichen Gebrauch gehalten wurden und bestenfalls stundenweise auf ursprünglich intensiv genutzten ehemaligen Kuhwiesen grasen durften. Das hat sich glücklicherweise weitestgehend geändert. Die Reiterwelt denkt um und vielerorts gehört es heute zum Argument für einen Stall, wenn die eingestellten Pferde ohne zeitliche Begrenzung auf der Wiese stehen dürfen. Das Problem: Die ehemals intensiv genutzte Kuhwiese bleibt dieselbe und während das Sportpferd zwei Stunden Weidezeit mit reichlich Energie in Form von Speicher-Kohlehydraten noch gut vertragen hat, ist seine Verdauung mit der Rund-um-die-Uhr-Aufnahme von Hochleistungsgräsern hoffnungslos überfordert. Noch schwieriger wird es für seinen Kumpel, den Isländer, Tinker oder Friesen. Dessen Verdauung ist durch seine Herkunft und Zucht auf kargere Kost eingestellt und sein Stoffwechsel erliegt dem Überangebot an Fruktanen und Proteinen noch schneller.

Die Folge: Diabetes, hormonelle Entgleisungen und Allergien

Aber „Ist Gras denn nicht gleich Gras? Und was macht das Gras denn so gefährlich?“ wird sich jetzt so mancher fragen. Allen Gräsern gemein ist die Fähigkeit, mit Hilfe von Licht Energie herzustellen: Das nennt sich Photosynthese. Dabei produziert die Pflanze unter Verwendung von Kohlenstoffdioxid und Wasser Zucker. Diesen braucht sie um zu wachsen. Produziert die Pflanze aber mehr Zucker als sie zum Wachsen braucht, lagert sie den Zucker in Form von Speicherkohlenhydraten ein. Die primären Speicherkohlenhydrate unserer Weidegräser sind Fruktane.

Die Gräserzusammensetzung von Kuhweiden wurde in den vergangenen 100 Jahren auf immer höhere Erträge und somit immer mehr Leistung im Energiebereich gezüchtet. Das bedeutet, dass viele der Gräser auf unseren Pferdeweiden dazu gezüchtet wurden, besonders viel Fruktan einlagern zu können. Kühe brauchen diese Energie für ihre Milchleistung. Pferde aber weisen neben einem geringeren Energiebedarf auch bezüglich ihrer Weidenutzung und Verdauung große Abweichungen zum wiederkauenden Paarhufer-Kollegen auf. Im Vergleich zu Kühen hat das Pferd nur einen kleinen Magen und ist darauf angewiesen, den ganzen Tag über kleine Mengen an rohfaserreichem, energiearmem Futter aufzunehmen.

Fruktan zu messen ist schwierig, denn der Gehalt in der Pflanze schwankt über den Tag und über das Jahr. Es gibt aber Faktoren, von denen wir wissen, dass sie die Fruktanleistung der Pflanze beeinflussen. Dazu gehört neben der Pflanzen- und Zuchtsorte auch die Temperatur, die Nährstoffverfügbarkeit, die Wasserverfügbarkeit, die Lichtintensität und der Überweidungsdruck.

Um zu veranschaulichen, was das für unser Pferd bedeutet, hier einige Beispiele: Knaulgras enthält pro Kilogramm Trockenmasse Gras je nach Temperatur acht bis 130 Gramm Fruktan. Der Wiesenschwingel enthält bei Wärme gar kein Fruktan, bei kälterem Wetter speichert er aber bis zu 220 Gramm. Das Deutsche Weidelgras schlägt mit 10 Gramm bei warmer Witterung und bis zu 210 Gramm bei Kälte zu Buche, während Lischgras nur zwei bis 111 Gramm speichert.

Um eine Hufrehe auszulösen bedarf es 7,5 Gramm Fruktan pro Kilogramm Lebendgewicht des Pferdes. Fünf Gramm gelten allerdings schon als kritischer Grenzwert. Ein 500 kg schweres Pferd nimmt pro Tag etwa 60 Kilogramm frisches Gras zu sich. Dieses enthält etwa 20 Prozent Trockensubstanz- also 12 kg. Rechnet man nun 12 x 210 Gramm und teilt das Ergebnis durch die 500 kg Lebensmasse, stellt man fest dass es 5,04 Gramm Fruktan pro Kilogrammn Lebendgewicht aufnimmt und damit schon im kritischen Bereich liegt. (Zahlen: Dr. rer. nat. Renate U. Vanselow: „Pilze im Gras-freundliche Symbiose oder Gefahr für Weidetiere?“ aus Pferd & Freizeit (2006/2))

Die Gefahr ist je nach Wetterlage also sehr hoch, dass unsere Pferde zu viel des Speicherzuckers zu sich nehmen. Am niedrigsten sind die Fruktangehalte in Pflanzen morgens nach einer Nacht, in der die Temperaturen deutlich über 5 Grad Celsius lagen. Am höchsten liegen sie bei Temperaturen unter 5 Grad.

Ein weiteres Problem unserer artenarmen Wiesenaufwüchse ist die daraus resultierende Fehl- weil zu einseitige Ernährung. In freier Natur kommt es dazu nicht, weil das Wildpferd sich aus einem reichhaltigen Angebot aussucht, was es gerade braucht, um seinen Bedarf an Energie, Rohfaser, Spurenelementen und Mineralstoffen zu decken. Dazu gehören neben Gräsern auch Kräuter, Blätter von Bäumen, Schilf, Wurzeln, Samen sowie Mineralien aus der Erde. Ideal wäre es also, wenn das Pferd trotz des begrenzten Platzangebotes auf heutigen Weiden angehalten wäre, mehr Zeit damit zu verbringen, sein Futter zu selektieren:

Arten wie das wollige Honiggras oder der bitter schmeckende Glatthafer, die Pferde nicht ganz so gerne fressen, könnten die Fresszeiten ebenso verlängern wie die besonders rohfaserreichen Sorten Knaul- und Wiesenlieschgras. Mineralstoffreiche Kräuter runden das Angebot der artenreichen Weide, die dem Pferd eine ausgewogene Ernährung bietet, ab. Artenarme Wiesen wirken stattdessen wie Fast-Food und bedrohen die Pferdegesundheit. (Quelle: Margitta Sharma: „Hufrehe und anderen Zivilisationserkrankungen vorbeugen durch richtiges Weidemanagement“)

Ist das moderne Freizeitpferd in einem eigentlich seinen natürlichen Bedürfnissen Luft, Licht, Gesellschaft und ständige Nahrungsaufnahme angepassten Stall gelandet, gilt es seitens der Fütterung also immer noch einiges zu beachten, damit es sich auch dauerhaft wohlfühlen kann und gesund bleibt: Neben einem den neuen Bedingungen angepassten Management von Bewegung und Kraftfutter sollten die Zusammensetzung und Herkunft des Raufutters, die Artenvielfalt des Gräseraufwuchses auf der Weide sowie ein sinnvolles Weidemanagement Beachtung finden. Die ideale Vegetationszusammensetzung für den Stoffwechsel von Pferden besteht aus 60% Gräsern, 20-30% Kräutern und 10-15% Klee. Dabei ist wichtig, dass die Kräuter geringere Fruktangehalte haben, gute Mineralstofflieferanten sind und eine diätetische Wirkung haben.

Soweit so gut. „Dann muss eben der Landwirt die geeignete Gräsersaat ausbringen!“ wird der ein oder andere jetzt sagen. Doch eben das ist nicht ganz so einfach. Unsere Pferde sorgen nämlich mit ihrer Anatomie und ihrem Fressverhalten dafür, dass jede Pferdeweide, die intensiv genutzt wird, im Sommer schnell aussieht wie eine gelbe Staubhölle, im Winter wie ein Matschloch. Pferde neigen dazu, den Grasbestand sehr tief abzuweiden, da sie mit den Schneidezähnen das Gras sehr tief abrupfen. Dazu kommt, dass sie mit ihren Hufen den Boden stark verdichten. Beides sind keine guten Ausgangsfaktoren für eine gut wachsende artenreiche Wiese. Außerdem sind einige Gräser nicht so widerstandsfähig wie andere. Wiesenrispe, Weidelgras und Weißklee sind die drei Arten, die am besten mit der verheerenden Dauernutzung durch Pferde klarkommen. Viele Kräuter und Gräser verabschieden sich ganz schnell bei dieser Behandlung und sind nur sehr schwer wieder anzusiedeln.

Da aber eben gerade dieses durchsetzungsstarke Trio Wiesenrispe, Weidelgras und Weißklee besonders viele verwertbare Kohlehydrate enthält, dabei aber nur wenig Rohfaser, ist es für die Pferdeverdauung eher ungeeignet. Klee enthält außerdem besonders viel Eiweiß und steht im Verdacht Einfluss auf das hormonelle Geschehen bei der Stute zu nehmen. Besteht die Wiese hauptsächlich aus Weidelgräsern, droht sie im Sommer schnell umzukippen. Dann fressen Pferde das Gras nicht mehr und schnell fault oder schimmelt es sogar unter den am Boden liegenden Halmen. Das liegt daran, dass Wiesen mit vorherrschendem Weidelgrasbewuchs kein natürliches Verhältnis zwischen Ober- und Untergräsern aufweisen, die sich gegenseitig stützen. Es fehlt der Wiese am artenreichen Fundament.

Was also ist zu tun?

Diese Frage stellten sich auch MSc. Luisa Zielke von der Universität Greifswald und Dr. Jürgen Müller von der Universität Rostock. Sie führten gemeinsam einen Versuch durch, um zu klären, ob Kräuterbeisaaten den Kräuteranteil auf Pferdeweiden tatsächlich langfristig erhöhen können und ob das den Fruktangehalt von Pferdeweiden nachhaltig verringern kann. Außerdem untersuchten die beiden, ob und wenn ja, welche Düngung für die Beeinflussung des Fruktangehaltes und die Vegetationszusammensetzung geeignet ist.

Das Ergebnis ist überraschend: Die für den Versuchsstandort nahe Rostock ideale Kräuterbeisaat von Löwenzahn, Spitzwegerich und Wilde Möhre konnte sich sowohl im grasbetonten als auch im krautbetonten Ausgangsbestand im Versuchsverlauf behaupten und bildete nach sieben Jahren einen Anteil von eta 30-40% des Wiesenaufwuchses. Dabei war völlig unerheblich, ob die Versuchsparzellen gedüngt wurden oder nicht. Die in vielen handelsüblichen Pferdeweidesaatmischungen enthaltenen Gräserarten Wiesenschwingel und Rohrschwingel hingegen waren nach sieben Jahren völlig aus dem Bestand verschwunden. Diese beiden Arten, die zu den horstbildenenden Gräsern gehören, also in Büscheln wachsen, konnten sich auf dem sandigen und grundwasserfernen Standort nicht gegen die Gräser durchsetzen, die sich auch unterirdisch ausbreiten können und eine dichtere Grasnarbe bilden.

Hinzu kommt, dass der sandige und zur Trockenheit neigende Standort nicht ihren ökologischen Ansprüchen gerecht wird.

Fazit der beiden Forscher: Eine langfristige Etablierung standortangepasster Kräuter und damit eine Reduzierung des Gesamtfruktangehalts ist möglich. Allerdings sollte man die Standortbedingungen bei der Wahl der Kräuter und Gräser berücksichtigen und die Weide gut pflegen.

Zur Weidepflege gehört auch, dass sie wechselnd genutzt- also mal gemäht und mal beweidet, wird. Eine ausschließliche und ständige Nutzung durch Pferde verursacht zu großen Verbiss und verhindert eine optimale Aussaat und Vermehrung. Hilfreich beim Erhalt der Kräutervielfalt auf einer Wiese kann auch die Saat von Kräuterparzellen sein. Hier werden Teile der Wiese so abgesteckt, dass die Pferde nicht daran kommen und dann mit den gewünschten Kräutersamen bestückt. Sind die Pflanzen groß genug, samen sie auf die umliegende Weide aus und sorgen so immer wieder für Kräuternachwuchs. Achtet man beim Ausbringen von Kräutersamen auf Pferdeweiden nicht darauf, werden die leckeren Kräuter, bevor sie aussamen können, vom Pferd verzehrt, und das Einsähen bringt nur im ersten Jahr den gewünschten Erfolg. (Quelle: Dr Christina Fritz: „Pferde gesund füttern“, Cadmos Verlag (1. April 2013))

Wer all das weiß und die Grundregeln beachtet, stellt die Weichen für einen artenreichen Speiseplan seines Pferdes. Unter Berücksichtigung einiger Spielregeln, kann dadurch auch die Fruktanaufnahme drastisch reduziert und das Risiko von schwerwiegenden Erkrankungen eingeschränkt werden. Wenn Ihr Pferd jetzt noch seinen täglichen Trainingsplan einhält, ist das Schreckgespenst „Adipositas“ hoffentlich bald nur noch graue Theorie.

Wie manage ich in Zukunft meine Weide, um den Nährstoffgehalt für mein Pferd zu optimieren?

  1. Nach der letzten Herbstbeweidung Pferdekot von den Weiden absammeln. Sinnvollerweise wird das Kotabsammeln alle ein bis drei Tage während der gesamten Saison durchgeführt. Dies vermindert den Infektionsdruck durch Parasiten.
  2. Abschleppen der Weiden im Frühjahr zum Einebnen von Maulwurfshügeln und Trittschäden
  3. Walzen von lockeren, aufgebrochenen Flächen
  4. Die Weide während der gesamten Saison nach Giftpflanzen absuchen (Eibe, Adlerfarn, Hahnenfuß, Greiskraut, Feuerbohne, Tollkirsche, gefleckter Schierling, Herbstzeitlose u.a.) Einzelne Pflanzen sollten inklusive ihrer Wurzeln ausgestochen werden. Eine chemische Unkrautbekämpfung ist nur vor der Nachsaat bei starker Verunkrautung mit Ampfer, Brennnessel oder Distel angezeigt.
  5. Schäden der Grasnarbe und Lücken durch gezielte Reparatur-Nachsaaten schließen, bei Mattscheiben und besonders geschädigten Flächen Nachsaat mit einer Saatenmischung für Pferdeweiden
  6. Bodenuntersuchung durchführen lassen auf die wichtigsten Nährstoffe Phosphor, Kalium, Magnesium, Schwefel und Kalk. Nur wenn bekannt ist, welche Nährstoffe fehlen, kann gezielt und sinnvoll gedüngt werden. Zeigerpflanzen helfen schon bei einer augenscheinlichen Begutachtung.
  7. Falls erforderlich wird nun nach Empfehlungen der Bodenuntersuchung gedüngt
  8. Der letzte Schritt ist die zusätzliche Stickstoffdüngung. Diese ist bei Pferdeweiden nur nötig um eine Unterversorgung mit Stickstoff, die eine Verbreitung des Weißklees begünstigt, zu vermeiden. Stickstoff sollte am besten in Form von Kalkstickstoff ausgebracht werden. Kalkstickstoff wirkt auch gegen bestimmte Wendeparasiten und Unkräuter und wirkt gleichmäßig und langanhaltend. (Die Pferde dürfen frühestens drei Wochen nach dem Düngen mit Kalkstickstoff die Flächen beweiden, noch besser ist eine vorherige Mahd.)
  9. Bei der Nutzung der Weiden ist zu beachten, dass die Narbe nicht geschädigt wird. Pferde daher bei Regen und nassem Wetter nicht auf die Weide treiben. Für regelmäßige Koppelumtriebe mit kurzen Fress- und langen Ruhezeiten sorgen, damit der Verbiss nicht zu groß ist.
  10. Schnitt- und Weidenutzung sollten sich abwechseln. Die richtige Schnitthöhe liegt bei 6-7 cm.
  11. Bei wenig Platz und vielen Pferden ist eine zeitliche Begrenzung der Weidenutzung sinnvoll. Man geht von ausreichend Platz aus, wenn jedem Pferd des Bestandes ein Hektar (10 000m2) Wiese zur Verfügung steht. Bei fruchtbaren Wiesen sollte schon aus gesundheitlichen Gründen eine zeitliche Weidezeitbegrenzung stattfinden. Magere Weiden sind große Flächen mit reichlich Rohfaser. Abgeweidete Wiesen sind nicht mager, sondern können aufgrund des starken Kleegehaltes sehr gefährlich werden für Pferde.
  12. Einsähen von pferdesicheren Kräuterparzellen kann die Artenvielfalt fördern.
  13. Zusätzliche Versorgung der Pferde mit ausreichend Raufutter, das nicht von derselben Fläche stammt, sorgt für weniger Verbiss und für eine Düngung der Flächen.

Quelle: Alexandra Jurr: „Weidemanagement ernst nehmen“ für die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen 10.04.2013 www.landwirtschaftskammer.de

Feine Hilfen Ausgabe 10 Cover

Feine Hilfen- was für ein Heft ist das?

„Feine Hilfen“ ist eine neue Mischung aus Buch und Magazin- also ein Bookazin. Es erscheint jeden zweiten Monat im Cadmos Verlag und ist für Reiter gedacht, die ihre Pferde im Sinne der klassischen Reitkunst- also artgerecht und mit dem Ziel der gesunderhaltenden Gymnastizierung- halten, ausbilden und trainieren möchten. Dabei stehen in den Artikeln des Bookazins sowohl psychische als auch physische Besonderheiten des Wesens “Pferd” im Fokus. Renommierte Ausbilder wie z.B. Thomas Ritter, Marlitt Wendt, Kathrin Brunner-Schwer oder Sibylle Wiemer, um nur einige zu nennen, schreiben und philosophieren hier über unser liebstes Thema.

Wer mehr als nur meinen Artikel lesen möchte kann das Feine Hilfen Bookazin hier bestellen.

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Frédéric Pignon in der Ausgabe 17 des FEINE HILFEN Bookazine

Feine Hilfen: Interview mit Frédéric Pignon

Schwerpunktthema: Die Basis am Boden

Wer sein Pferd später fein reiten möchte, muss sein Jungpferd erst mal am Boden darauf vorbereiten. Und auch Pferde, die verletzt waren und wieder antrainiert werden müssen, oder ältere Pferde, sowie Pferde im Training, die einfach mal Abwechslung brauchen, sollten regelmäßig am Boden gymnastiziert werden. Im zweiten Teil der FEINE HILFEN Ausbildungsserie, haben deshalb alle Autoren ihren Fokus auf die vorbereitende Arbeit des Jungpferdes vor dem Anreiten gelegt. Dabei geben sie auch Tipps für den täglichen Umgang am Boden, für das Longieren und die Handarbeit. Diese gelten für Pferde aller Alters- und Ausbildungsstufen.

Wie immer in den FEINE HILFEN Bookazins äußern sich auch dieses Mal wieder Autoren unterschiedlicher Ausbildungsstile. So finden sich Unterschiede ebenso wie Parallelen aber auch erstaunliche Gemeinsamkeiten: z.B. sind sich alle für das Bookazin befragten Experten einig, dass ein Pferd bevor es geritten werden kann, am Boden auf seine Aufgabe als Reitpferd vorbereitet werden muss. Durch diese Arbeit wird nicht nur die Muskulatur gestärkt, sondern auch das Vertrauen zum Menschen, das für eine harmonische Beziehung und somit für Reiten in Leichtigkeit so unentbehrlich ist.

Für die kommende Ausgabe der FEINE HILFEN befragte ich Frédéric Pignon am Telefon zum Thema des aktuellen Heftes und dazu, welche Trainingsphilosophie der Arbeit von ihm und seiner Frau zugrunde liegt. Frédéric Pignon und seine Frau Magali Delgado stehen für feinste Kommunikation mit dem Pferd und pferdegerechtes Horsemanship. Oberstes Ziel von beiden ist, eine funktionierende Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zu entwickeln. Ist dieser Grundstein gelegt, sorgt das für eine harmonische Zusammenarbeit im Sinne des Pferdes.

Interview (Auszug)

Feine Hilfen: Was stellt für Sie die Basis für die Arbeit mit dem Pferd dar?

Frédéric Pignon: Vor allem anderen arbeiten wir an unserer Beziehung zum Pferd. Das heißt, bevor wir irgendeine technische Methode anwenden, müssen wir zunächst eine Bindung herstellen – eine Beziehung etablieren, in der wir uns gegenseitig vertrauen. Das ist für mich die allererste Etappe.

Feine Hilfen: Sie beginnen also immer am Boden mit der Arbeit?

Pignon: Ja. Mit einem neuen jungen Pferd in unserem Team arbeiten wir zunächst einmal etwa 6 Monate nur an den Basics: Wir bauen Vertrauen auf, wir zeigen ihm, dass es mit uns mitkommen kann und dass wir echt nett sind. Wir arbeiten also zuerst wirklich nur an unserer Beziehung und an einer starken Bindung. Auch wenn das Pferd schon geritten wurde, starten wir mit diesen Basics und wir erwarten erst mal so gut wie gar nichts. Wir wollen das Pferd kennen lernen und dafür sorgen, dass das Pferd uns kennenlernt.

Wenn Ihr meine weiteren Fragen und Frederic Pignons Antworten darauf lesen wollt, dann könnt Ihr das aktuelle Heft ab sofort HIER beim Cadmos-Verlag bestellen.

Besonders freuen könnt Ihr Euch dann auch auf die weiteren spannenden Artikel zum Thema “Die Basis am Boden” insbesondere von Ausbildern und Autoren wie David de Wispelaere, Manolo Oliva, Christin Krischke, Katharina Möller, Dr. Thomas Ritter, Kathrin Brunner-Schwer uvm.

Feine Hilfen Ausgabe 17 Cover

Ich wünsche Euch viel Spass beim Lesen!

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Feine Hilfen: Interview mit Dominique Bélaud

Aus der Ausgabe 14

Letztes Jahr im Juni traf ich im Südwesten Frankreichs den von Philippe Karl lizensierten Légerté-Ausbilder Dominique Bélaud. Ich nutzte diese Begegnung für ein Gespräch mit ihm über den Galopp. Das so entstandene Interview erschien in der Ausgabe 14 des Bookazins Feinen Hilfen.

Bélaud unterrichtet seit fünfzehn Jahren nach der Methode von Philippe Karl und war vorher Schüler von französischen Reitmeistern wie François Lucas und dem Nuno Oliveira Schüler Louis Fabre. Danach gefragt, was ihn besonders an Philippe Karl fasziniert, antwortet er:

„Die guten Reitmeister zeigen einem mit Hilfe ihrer Pferde, dass es echte Leichtigkeit in der Reiterei gibt. Meist machen sie einen regelrecht süchtig danach, erklären aber nicht ausreichend, wie man selbst zu dieser Leichtigkeit findet. Philippe Karl war der erste, der mir ganz genau erklären konnte, wie man es schafft und er erklärt es so, dass es mit jedem Pferd klappt.“

— Dominique Bélaud, Légerté-Ausbilder

Mit diesem Interview nutzten wir die Gelegenheit, an Dominique Bélauds Wissen darüber, was bei der Galopparbeit besonders wichtig ist, teilhaben zu dürfen.

Feine Hilfen: Welchen Stellenwert hat für Sie der Galopp in der Ausbildung des Pferdes?

Dominique Bélaud: In der Ausbildung junger Pferde hat der Galopp für mich einen untergeordneten Stellenwert. Das Problem junger Pferde liegt vor allem darin, dass viele von ihnen nicht direkt ausbalanciert unter dem Reiter galoppieren können. Man darf niemals ungeduldig bei der Erarbeitung des Galopps werden und ihn zu schnell herbeiführen wollen, nur weil er eine Grundgangart ist. Es gibt sogar Pferde, die erst galoppieren können, wenn man sie über die Seitengänge im Schritt und Trab vollständig aufgebaut hat. Ein Pferd, das Sie zum Beispiel rechts galoppieren möchten und das dabei auseinander fällt, bedarf einer systematischen Vorbereitung im Travers, sonst können sie es nicht auf dem richtigen Fuß angaloppieren. Der Reiter muss schlau genug sein, zu wissen, wann der Moment für den ersten Galopp gekommen ist.

Weitere Fragen, die ich Dominique Bélaud im Interview gestellt habe:

  • Welchen gymnastischen Nutzen hat der Galopp?
  • Sehen Sie einen speziellen Nutzen in der Galopparbeit für das junge Pferd?
  • Was halten Sie vom Renngalopp im Gelände? Ist er förderlich für die Dressurarbeit oder nicht?
  • Ab wann lassen Sie dann ein Pferd unter dem Reiter galoppieren und wie viel?
  • Wie sorgen Sie dafür, dass das Pferd leicht bleibt in der Galopparbeit?
  • Welche Hilfengebung empfehlen Sie für den Galopp, um das Pferd im Gleichgewicht zu halten und nicht zu stören?
  • Ist Ihrer Meinung nach zu viel Galopp schädlich?
  • Wie erarbeiten Sie die Galopp-Pirouette?
  • Wie erarbeiten Sie fliegende Wechsel? Erarbeiten Sie erst den Außengalopp oder erst die fliegenden Wechsel?

Feine Hilfen Ausgabe 14 Cover

Die spannenden Antworten des französischen Légèreté-Ausbilders auf diese Fragen könnt Ihr in Ausgabe 14 des Bookazins Feine Hilfen nachlesen. Dieses könnt Ihr HIER bestellen.

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Feine Hilfen: Pferdefütterung 4.0- das neue alte Fütterungssystem

Aus der Ausgabe 13

In den meisten Ställen herrscht beim Thema Fütterung Ratlosigkeit – echte Stallmeister, die direkt erkennen, was ein Pferd braucht und es individuell über die Nahrung unterstützen, gibt es heute kaum noch. Und die Anforderungen an unseren Freizeitpartner sind andere als an das Arbeitspferd vor 100 Jahren. Welche Systeme gibt es welche Fütterung macht nach aktuellstem Wissenstand Sinn?

System Pferd? Das ist das Thema dieser Ausgabe der Feinen Hilfen. Dazu fallen uns natürlich spontan verschiedene Reitweisen und Trainingsansätze ein und die Rückbesinnung auf die Werte der klassischen Reitkunst. Doch auch in der Pferdefutterküche sorgt ein Umbruch des bisher gängigen Fütterungssystems für Aufruhr.

Während Reiter immer häufiger dem Sport den Rücken kehren und sich auf die klassische Reiterei und auf das Wissen der alten Meister zurückbesinnen, findet, zumeist noch unbemerkt, eine kleine Fütterungsrevolution statt, die eigentlich auf denselben Zug aufspringt. „Die Fütterung von reichlich Heu, im Sommer Gras und dazu leistungsangepasst Hafer hat sich schon vor 100 Jahren bewährt. In dieser Zeit, waren Pferde noch überlebenswichtige Fortbewegungs- und Arbeitsmittel für den Menschen.“ erklärt Dr. Christina Fritz. Sie ist Biologin, promovierte in Tierphysiologie und Neurobiologie (Pferde gesund füttern, Cadmos Verlag) und fordert eine Rückbesinnung auf eine naturnahe Fütterung. Auch Dr. Tanja Romanazzi (Tierheilpraktikerin und Bloggerin www.offenstallkonzepte) hält das für sinnvoll. Sie meint: „ Die Fütterung sollte aus Heu, Ästen und Blättern und bei Bedarf Hafer und einem natürlichen Mineralfutter bestehen.“ Aber warum gibt es heute all die Müslis, Öle, Pellets und Co? Was fütterten die Menschen vor dem zwanzigsten Jahrhundert und was entspricht eigentlich wirklich dem Verdauungssystem von Pferden?

Das Verdauungssystem von Pferden hat sich seit 6000 Jahren nicht verändert

Grundsätzlich ist das Pferd ursprünglich ein Wildtier, das sich den Gegebenheiten seiner Umgebung ernährungsphysiologisch perfekt angepasst hat. Fütterungssysteme für Pferde basieren immer auf Annahmen, die die Natur des Pferdes betreffend. Interessant dabei ist, dass sich in den vergangenen 6000 Jahren nichts am Verdauungssystem von Pferden verändert hat, Fütterungssyteme jedoch kommen und gehen. Im Laufe der Jahrhunderte waren sie meist regionalen, saisonalen und logistischen Bedingungen unterworfen und zielten immer auf eine ausreichende Energieversorgung ab.

Helmut Meyer und Manfred Coenen beschreiben in ihrem Buchklassiker „Pferdefütterung*“ sehr schön die Entwicklung der Nahrungsaufnahme des Pferdes in freier Natur und in Obhut des Menschen vom vor rund 60 Millionen Jahren lebenden, Laub, Früchte und Samen fressenden Eohippus zum durch Klima- und Umgebungsänderungen entstandenen einhufigen Fluchttier Equus, das auch harte Gräser mit seinen nun breiteren und größeren Backenzähnen zermahlen kann und dessen Verdauungstrakt unterschiedliche Futtermittel aus Wald und Steppe verdaut.

Die ersten Hauspferde, die vermutlich im vierten bis dritten Jahrhundert vor Christus domestiziert wurden, versorgte der Mensch weiterhin mit den in der Natur vorhandenen Ressourcen. So fraßen die Tiere im jahreszeitlichen Rhythmus, was die Natur an Nahrung bot. Dieses System könnte man als „System Pferdefütterung 1.0 bezeichnen. Es wurde abgelöst von der Version 2.0, die durch die im zweiten Jahrhundert vor Christus größer werdenden Ansprüche an das Pferd als Trag-, Reit- und Wagentier aufkam: Ziel war eine bessere Energieversorgung – die Getreidefütterung fand ihren Ursprung. Neben Gras, Heu, Stroh und Luzerne fütterten die Menschen im Vorderen Orient und im Mittelmeerraum nach und nach nun auch Gerste, Weizen, Wicken, Erbsen und Kichererbsen.

Lange hielt sich die natürliche, den Jahreszeiten angepasste Fütterung

Erst bei den Römern findet man Quellen, die Hafer erwähnen. Das Mittelalter sorgt mit schweren Rüstungen für Reitergewichte bis zu 170 Kilogramm, die ein Pferd tragen muss. Außerdem beginnt hier der Einsatz von Pferden im Ackerbau. Trag- und Zugleistung konnte ein Pferd nur mit ausreichender Energieversorgung zum Beispiel über Hafer, eingeweichte Gerste und Roggen, Hirse, Dinkel, Weizen und Leinkuchen erbringen. Das verabreichte Raufutter bestand aus Heu, Gerstenstroh, Klee, Wicken und Schilf. Interessant ist, dass die Menschen damals besonderen Wert auf die Fütterungstechnik legten. So wurden Arbeitspferde beginnend um vier Uhr morgens vier Mal im Laufe des Tages gefüttert, manchmal auch noch um Mitternacht. Das deckt sich mit heutigen Erkenntnissen: Ein Pferd sollte nie länger als vier Stunden ohne Futterzufuhr gehalten werden, da sich sonst Magengeschwüre bilden können.

Auch die alten Meister des Barocks hatten ihre eigenen Fütterungspraktiken. „Die Menge des Futters muss mit dem Geist, dem Temperament und der Arbeit des Pferdes im Verhältnis stehen. Heu, Stroh und Hafer sind diejenigen Nahrungsmittel, derer man sich gewöhnlich zur Fütterung der Pferde bedient.“ schrieb Francois Robichon de la Guérinière im 17. Jahrhundert in seinem Buch „École de cavalerie“. Er erwähnt auch Pferdebohnen, Gerste, Kleie und die Grasfütterung, beschränkte die Heufütterung aber auf sechs bis sieben Pfund pro Tag. Dazu fütterte er ein Bund Stroh von acht bis neun Pfund.

Wissenschaftliche Studien entstanden erst ab dem 20. Jahrhundert

Wissenschaftliche Studien zum Thema Pferdefütterung wurden erst Anfang des 20. Jahrhundert durchgeführt. In dieser Zeit gab es wieder eine Veränderung der Aufgabenstellung an das Pferd: Zunehmend wird es neben Landwirtschaft und Kavallerie auch unter Tage sowie im Personentransport eingesetzt und zieht Kutschen und später Straßenbahnen. Da Kriege, Tagebau und Städte neue Ansprüche an die Fütterung stellten, kamen nun Trockenfuttermittel und konzentrierte Futtermischungen wie z.B. Futterbrote, die zum Beispiel aus Hafer- und Gerstenschrot, Leinsamen und Erbsen bestanden und am Sattel mitgeführt werden konnten, zum Einsatz.

In den 30er Jahren beginnen überwiegend Militärveterinäre Stoffwechselstörungen und den Futterbedarf des Pferdes systematisch zu untersuchen. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die für die Kavallerie entwickelten Pferdemischfutter aus praktischen Gründen weiter entwickelt zu pelletiertem Mischfutter.

Fast schon ausgemustert, begann der Siegeszug der Sportpferde

Denn wieder änderten sich die Ansprüche an das Pferd als Begleiter des Menschen. Nach dem Krieg technisierte man zusehends auch die Landwirtschaft. Pferde wurden hier nach und nach überflüssig und auch die Armeen setzen nun verstärkt auf Technik. Nur im Sport macht der Einsatz von Pferden plötzlich noch Sinn. Und was zunächst aussieht wie das „Aus“ für die Vierbeiner, entwickelt sich ab den 1970er Jahren sprunghaft zu einem Geschäft: Das Pferd wird zum Freizeit- und Sportpartner von immer mehr Menschen.

Anfang des 21. Jahrhunderts ist das Pferd ein starker Wirtschaftsfaktor. Da liegt es nahe, dass sich in dieser Zeit auch die Pferdefütterung weiterentwickelt. Viele Firmen bieten heute Futter für jede Lebenslage an: Ob Spanier, Ekzemer oder Rennpferd – für jede Sportart, jedes Krankheitsbild und jede Rasse kann der Pferdebesitzer ein speziell auf die Bedürfnisse des Tieres abgestimmtes Müsli oder spezielle Pellets kaufen. Meldet man sich zu einem Fütterungsseminar an oder macht eine Ausbildung zum Pferdewirt, geht es auch in Zeiten der immer größer werdenden Anhängerschaft von Freizeitreiterei und Offenstallhaltung immer noch um Rationsberechnung für die Fütterung von Hochleistungs-Sportpferden. Ist das zeitgemäß und praxisnah? Wir füttern heute energiereicher als je zuvor und haben Pferde, die sich weniger bewegen als ihre Artgenossen in den vergangenen Jahrhunderten. Wie viele Pferde werden heute tatsächlich so weit sportlich gefordert, dass sie nicht nur mit Heu und hin und wieder etwas Hafer auskommen? Und wenn unsere Fütterung nicht mehr zeitgemäß ist, wie sieht dann ein an die heutigen Bedürfnisse angepasstes Pferdefütterungssytem aus?

Prof. Dr. Annette Zeyner von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hält es für einen Trugschluss, dass Sportpferde nicht auch einen hohen Teil ihres Energiebedarfes über Grobfuttermittel decken können. Unter Grobfutter versteht sie Grünfutter, Grünfutterkonserven (Heulage, Silage), Heu und Stroh. Sie verweist auf Untersuchungen von Prof. Dr. Ellen Kienzle (Ludwig-Maximilians-Universität München), die zeigten, dass Springpferde aus den erfolgreichsten Springställen ihren Energieerhaltungsbedarf nur aus Grobfuttermitteln decken konnten. Auch Prof. Dr. Anna Jansson (University of Agricultural Sciences, Uppsala, Schweden) fand in ihren Experimenten heraus, dass sowohl junge als auch erfahrene Trabrennpferde ohne Leistungsminderung mit Rationen gefüttert werden können, die einen sehr hohen Anteil Grobfutter in der Ration aufweisen. Rationsberechnungen auf Grundlage von Getreide oder Mischfutter (Pellets, Müsli) vorzunehmen sieht Zeyner kritisch. Diese aber als passende Ergänzung zum Grobfutter zu füttern hält sie für eine sinnvolle und hoch willkommene Ergänzung. Hier sei viel Sachverstand gefagt.

Mindestens zwölf Stunden Grobfutteraufnahme

„Verhaltensbiologisch betrachtet, sind beim Pferd mindestens zwölf Stunden Grobfutteraufnahme nötig“, erklärt Zeyner weiter. Da dies aber nicht immer möglich ist, zum Beispiel wegen Verfettungsneigung, sollten sie wenigstens soviel Grobfutter erhalten, dass sie ihren Erhaltungsbedarf an Energie allein darüber decken können. Sie plädiert nach den aktuellsten Erkenntnissen dafür, immer Analysen des Grobfutters zu machen, um einschätzen zu können, was eigentlich vom Pferd zu sich genommen wird und was man ergänzen muss.

Außerdem verweist sie auf den Tierschutz: „Da Rationen, die aus Mischfutter und Stroh bestehen, wie sie heute noch vereinzelt üblich sind, Verstopfungskoliken begünstigen, sollte es diesen Rationstypen nicht mehr geben.“ Pro 100 kg Körpermasse sollte ein Pferd maximal 1 kg Stroh fressen und zudem gut bewegt werden, um Verstopfungskoliken vorzubeugen, erklärt Prof. Dr Zeyner und differenziert: „ Stroh aus der Einstreu ist in Ordnung und außer bei chronisch hustenden Pferden sogar erwünscht. Auch aus großzügiger Stroheinstreu nimmt ein Pferd diese Menge an Stroh normalerweise nicht auf, wenn es ausreichend Heu, Heulage oder Grünfutter erhält.“

Auch Dr. Christina Fritz sieht die in vielen Ställen gefütterten Kraftfuttermengen kritisch: „Nur sehr wenige Pferde benötigen mehr als Heu und ein wenig Hafer. Der überwiegende Teil der Pferde hat schon über das Grundfutter eine höhere Energiezufuhr, als über die ‚Arbeit‘ verbraucht wird. Das gilt auch für Sportreiter im Amateurbereich.“ Sie sieht, dass allzu oft am Heu gespart wird, damit das Pferd nicht zu dick wird bei gleichzeitiger hoher Kraftfuttergabe „weil es ja ein Sportpferd ist“. Diese Fütterung sei jedoch für Verdauung und Stoffwechsel des Pferdes nicht geeignet.

Dipl.-Ing. agr. Otfried Lengwenat erklärt dazu: „Pferde, die Heu und Gras fressen, bekommen zwar einen dickeren Bauch, das liegt aber daran, dass im Verdauungstrakt dieser Tiere mehr Wasser gebunden wird. Ein 600 Kilogramm schweres Tier bindet 150 Kilogramm Flüssigkeit im Darm. Das ist positiv, weil viele Elektrolyte gespeichert werden.“ Er verweist auf Studien, in denen gerade diese Pferde auf großen Distanzen viel besser abschneiden, als Pferde, die mit Kraftfutter gefüttert werden. Der einzige Nachteil, schmunzelt Lengwenat, sei bei einer solchen Fütterung, dass man häufiger nachgurten müsse.

Er empfiehlt Pferdebesitzern auf den Body Condition Score ihres Pferdes zu achten. Dafür gibt es ein speziell ausgearbeitetes Beurteilungs-System. Zu dick ist ein Pferd danach, wenn die Rippen beim Abtasten nicht mehr zu fühlen sind. Lengwenat plädiert für ein „Zurück zur Natur“. Das bedeutet für ihn, Pferde wieder nach den natürlichen Gegebenheiten und dem Jahreszeitenwechsel zu ernähren. „In der Natur mussten die Pferde sich den Gegebenheiten anpassen. Die Geburten waren alle im Frühjahr. Dann hat die Stute mit Gras genug Nährstoffe, die für die Milchbildung wichtig sind. Deshalb ist es sinnvoll Fohlen im Frühjahr zu bekommen. So können keine Mangelsituationen aufkommen. Stehen auf der Weide Bäume, von denen das Pferd Äste oder Laub fressen kann, ist eventuell sogar das Mineralfutter überflüssig.“

Heu ad libitum hat immer noch Seltenheitswert

Als Pferdebesitzer steht man nun ziemlich aufgeschmissen da: Vielleicht findet man einen Stall, in dem Heu ad libitum angeboten wird. Das sollte nach diesen neuesten Erkenntnissen eigentlich zum Standart werden, hat aber immer noch Seltenheitswert. Doch, kann es immer noch sein, dass meinem Pferd etwas fehlt, obwohl es ausreichend Heu bekommt? Ein guter Betrieb analysiert Boden und Heu und könnte so feststellen, was eventuell zugefüttert werden muss.

Doch was, wenn Analysen nicht möglich sind, da nicht nachvollziehbar ist, wann welche Charge gefüttert wird? Ist es seriös von Futterberatern da eine Beratung durchzuführen und worauf sollte ich bei der Wahl des Futterberaters achten?

Dr. Tanja Romanazzi rät: „Man sollte sich bei Futterberatern nicht auf die Firmenvertreter verlassen, sondern eine unabhängige Beratung in Anspruch nehmen.“ Auch ist sie der Meinung, dass Berechnungen von Futterrationen eine Sicherheit vortäuschen, die gar nicht da ist. „Weder weiß man den genauen Bedarf des individuellen Pferdes zu dem Zeitpunkt, noch weiß man, in welchem Maß künstliche Zusatzstoffe überhaupt aufgenommen und verwertet werden können.“

Auch Dr. Christina Fritz sieht viele Futterberatungen kritisch: „Nur sehr wenige Futterberater lassen über einen längeren Zeitraum ein Trainingstagebuch führen und werten den Energieverbrauch aus. Dazu kommt, dass kaum ein Futterberater das Heu auf seinen Energiegehalt untersuchen lässt und die tatsächlich gefütterte Heumenge abwiegt und in den Plan einbezieht.“ Sie meint, dass ein Futterplan, nur weil er mit 20 Komponenten aufwartet und bis auf die zweite Kommastelle genaue Mengenangaben enthalten sind noch lange nicht gut und für das Pferd passend sein muss.

Dass die meisten Futterberater nach Grundfuttertabellen beraten, ist Dipl-Ing. agr. Lengwenat ein Dorn im Auge: „Das ist nicht sinnvoll, da es zu große regionale Unterschiede gibt. Die Inhaltsstoffe sind unterschiedlich je nach botanischer Zusammensetzung, nach Düngeintensität, nach Bodenart etc. Die Leute meckern sofort, wenn beim Mischfutter etwas in der Analyse nicht stimmt aber beim Wichtigsten, dem Grundfutter, werden keine Analysen gemacht.“ Auch er rät, viel Heu zu füttern und mit Hilfe von Heuanalysewerten zu beurteilen, welche Nährstoffe ergänzt werden müssen. Er hat ein Computerprogramm entwickelt, das hier zur Futterberatung ansetzt: Der Pferdehalter kann Heuanalysedaten, Infos zum Pferd und Futtermittel individuell eingeben und wird dann online gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem Betrieb in dem das Pferd steht, unabhängig beraten.

Stellt sich noch die Frage, ob Blutuntersuchungen Aufschluss über das geben können, was dem Pferd eventuell fehlt. Auch hier sind sich alle Experten einig. „Blutanalysen sind ein wertvolles Hilfsmittel, insbesondere bei bereits stoffwechselkranken Pferden. Aber nur aufgrund eines Blutbildes einen Futterplan zu erstellen ist nicht möglich. Sie können und dürfen immer nur im Zusammenhang mit dem klinischen Bild (also der Symptomatik) und der Vorgeschichte des Pferdes betrachtet werden“, fasst Dr Christina Fritz zusammen. Und Dr. Tanja Romanazzi ergänzt: „Es gibt Spurenelemente, deren Gehalt im Blut konstant gehalten wird. Bei einem Mangelzustand wird dieses Element dann aus den Geweben herausgelöst. Daher haben Blutanalysen nur eine begrenzte Aussagekraft.“

Das neue System

Zusammenfassend lässt sich also sagen: Wir steuern auf das Pferdefütterungssystem 4.0 zu, das sich am System 1.0- der natürlichen Fütterung mit den Jahreszeiten- orientiert. Das neue System versucht mit Hilfe von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Heuanalysen sowie darauf abgestimmten Nährstoffergänzungen der geänderten Bedarfssituation von Pferden Rechnung zu tragen. Dabei berücksichtigt es, dass sich unsere Pferde im Vergleich zu ihren Artgenossen in vergangenen Jahrhunderten weniger bewegen und nicht die Möglichkeit haben, ihrem natürlichen Wanderungsverhalten von mehreren Kilometern pro Tag nachzukommen. Außerdem verzichtet es meist ganz auf Getreide. Immer häufiger wird versucht im Rahmen der Möglichkeiten natürliche Bedingungen zu schaffen, in denen Pferde auch Laub und Zweige zu sich nehmen können. Außerdem geht der Trend hin zu einer großzügigen Fütterung von Heu, dessen Schnittzeitpunkt** und Fruktangehalt dem Energiebedarf und der Verdauung der zu fütternden Tiere angepasst ist. Wo die Reise noch hingeht? Wir können gespannt sein.

**Wenn Sie mehr wissen wollen zum Thema „Heuschnittpunkte und Ad Libitum Heufütterung“ lesen Sie auch den Artikel „Ins Netz gegangen“ , der im Dezember 2014 in FEINE HILFEN 08 erschien.

* Quelle geschichtliche Daten der Pferdefütterung: Helmut Meyer und Manfred Coenen, Pferdefütterung, Parey Buchverlag im Blackwell Wissenschafts-Verlag GmbH, 4. erw. und aktualisierte Auflage, 2002

Feine Hilfen Ausgabe 13 Cover

Feine Hilfen- was für ein Heft ist das?

„Feine Hilfen“ ist eine neue Mischung aus Buch und Magazin- also ein Bookazin. Es erscheint jeden zweiten Monat im Cadmos Verlag und ist für Reiter gedacht, die ihre Pferde im Sinne der klassischen Reitkunst- also artgerecht und mit dem Ziel der gesunderhaltenden Gymnastizierung- halten, ausbilden und trainieren möchten. Dabei stehen in den Artikeln des Bookazins sowohl psychische als auch physische Besonderheiten des Wesens “Pferd” im Fokus. Renommierte Ausbilder wie z.B. Thomas Ritter, Marlitt Wendt, Kathrin Brunner-Schwer oder Sibylle Wiemer, um nur einige zu nennen, schreiben und philosophieren hier über unser liebstes Thema.

Wer mehr als nur meinen Artikel lesen möchte kann das Feine Hilfen Bookazin HIER bestellen.

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