“Welche Bücher kannst Du mir empfehlen?”

fragen mich meine Schüler häufig. Deshalb möchte ich hier mal meine “All-Time-Bestenliste” veröffentlichen. Zu jedem Buch erzähle ich ein bisschen, warum es mir besonders gut gefällt.

Diese Bücher solltet Ihr auf jeden Fall gelesen haben:

1.) Ecole de Cavalerie- de la Guérinière

Warum ich dieses Werk aus dem 18. Jahrhundert empfehle, habe ich schon in etlichen anderen Artikeln hier im Blog erklärt. Es enthält Unmengen an Informationen für den richtigen und artgerechten Umgang und eine schonende und durchdachte Ausbildung und Hilfengebung.

Es gibt einfach jedes Mal aufs Neue tolles Wissen zu entdecken beim Lesen dieses Buches- und das, obwohl es so alt ist! Wenn Ihr französisch könnt, solltet Ihr das Original lesen, da alle Übersetzungsvarianten Fehler enthalten, die zu Missverständnissen führen. Ansonsten erschien dieses Werk in deutscher Fassung übersetzt von J.D. Knoell im OLMS-Verlag und unter dem Titel “Barockes Reiten nach F.R. de la Guérinière: Die Reitkunst -Über die Ausbildung des Pferdes” bearbeitet von Bent Branderup im Cadmos Verlag.

2.) Pferde schulen an der Hand- Richard Hinrichs (Kosmos)

Richard Hinrichs erklärt in diesem Buch sehr schön anschaulich die Möglichkeiten, wie man Pferde an der Hand schulen kann. Er geht dabei insbesondere auch darauf ein, warum es Sinn macht, Pferde am Boden zu gymnastizieren, zu lösen und zu versammeln. Er beschreibt seine Art des Longierens, wie und warum man am langen Zügel arbeitet und erklärt die klassische Arbeit an der Hand. Das Buch bietet viele hilfreiche Tipps für den Trainingsalltag und ist ein absolutes Must-Have für alle, die sich näher mit klassisch barocker Reiterei beschäftigen möchten.

3.) Reiten mit feinen Hilfen- Richard Hinrichs (Kosmos)

“Auch dieses Buch ist nicht geeignet, eigene praktische Übungen des Lesers zu ersetzen. Er soll aber dafür sensibilisiert werden, welche Erfolgsprinzipien eine Reiterei ohne unnötige Krafteinwirkung begünstigen und welche Umwege vermieden werden können, um dieses Ziel zu erreichen.” (Zitat aus dem Vorwort auf Seite 4, Neuauflage von 2011)

Ganz in diesem Sinne erklärt Richard Hinrichs in drei großen Kapiteln, was ihm wichtig ist bezüglich des Sitzes und der Hilfen des Reiters, wie man das Pferd und den Reiter motiviert und schließlich, was bei bestimmten Lektionen zu beachten ist. Dabei ist das Buch anschaulich durch Fotos und Illustrationen.

So beschreibt Richard Hinrichs in diesem Buch, wie wichtig Klarheit des Reiters in der Ausbildung und im täglichen Training für das Pferd ist. Ich durfte Richard Hinrichs im Trainerseminar als meinen Lehrer kennen lernen und habe in dieser Zeit und auch in den regelmäßigen Fortbildungen die ich bei ihm besuche, viel gelernt. Insbesondere seine Ideen dazu, wie man Pferde besonders gut motivieren kann und seine Präzision in der Hilfengebung machen ihn zu einem besonderen Vorbild für meine tägliche Arbeit.

Viele seiner Leitsprüche sind so markant, dass man sie nicht mehr vergisst und in diesem Buch findet Ihr einige davon. Sicher habe ich den einen oder anderen im Unterricht auch schon erwähnt. Hier könnt Ihr das alles noch einmal nachlesen.

4.) Seitwärts unterwegs- Johannes Beck-Broichsitter (Cadmos)

Tatsächlich hatte ich beim ersten Lesen dieses Buches so viele Aha-Erlebnisse. Endlich wurden die wirren Vorstellungen von Seitengängen in klare Bilder und klare deutliche Grundsätze gepackt. Das Buch ist zudem angenehm lesbar, vermeidet langweilige und komplizierte Beschreibungen und man kann den humorvollen Charakter des Autors gut erkennen. Auf Johannes Beck-Broichsitters Anlage durfte ich einige Zeit nach dem ersten Kontakt mit seinem Buch 2014 meine Prüfung zum Trainer für klassisch barocke Reiterei ablegen. Nebenbei: Sein Geländetraining ist übrigens genauso gut wie die Erklärungen der Seitengänge in diesem Buch. Wer es also noch nicht hat, sollte sich dieses Buch auf jeden Fall schnellstens zulegen und vielleicht auch mal einen Lehrgang bei Johannes in Heist besuchen.

5.) Achtung, Respekt, Würde- Frédéric Pignon, Magali Delgado (WuWei)

Mit Frédéric Pignon sprach ich 2016 das erste Mal persönlich. Ich führte ein Interview mit ihm für das Bookazin “FEINE HILFEN”. Schon in der Vorbereitung des Interviews war ich begeistert von dem, was Pignon und Delgado in ihrem Buch “Achtung, Respekt, Würde” schreiben. Dieses Jahr traf ich die beiden Trainer dann persönlich in Wickrath, bei einem vom Evipo-Verlag organisierten Seminar. Frédérics Ruhe und Klarheit in der Arbeit mit Pferden ist toll und seine Frau Magali überraschte mich mit tollen Tipps zum Lösen von angespannten Pferden und für Lektionen auf hohem Niveau.

6.) Irrwege der modernen Dressur- Philippe Karl (Cadmos)

Noch so ein Werk der Erleuchtung: Ähnlich wie das Buch “Seitwärts unterwegs” ist dieses Buch von vorne bis hinten vollgepackt mit Informationen, die man schlichtweg jeden Tag bei der Arbeit mit demPferd im Hinterkopf haben sollte. Logisch, fundiert und sehr überzeugend nimmt Philippe Karl in seinem Buch die moderne Lehre der FN auseinander und erklärt, welche Punkte missverständlich sind oder einfach keinen Sinn machen, warum das so ist und wie es eigentlich besser wäre. Philippe Karl hat all diese Punkte auch der FN vorgelegt und gilt seitdem als unbequemer Kritiker des modernen Dressursports. Dieses Buch sollte jeder Reiter gelesen haben.

7.) Basis-Guide für feine Hilfen- Katharina Möller (Cadmos)

Katharina Möller ist nach der Lektüre dieses Buches für mich schlagartig zu einer der interessantesten deutschen Trainerinnen unserer Zeit geworden. Das Buch erklärt toll grundlegende Basics wie den richtigen Sitz, die Prinzipien der Hilfengebung, wie man Probleme lösen kann, und wie man sich selbst täglich korrigieren kann. Dabei begeistert mich vor allem ihre liebevolle Einstellung zum Pferd. Fotos und Zeichnungen veranschaulichen den Text zusätzlich. Für meine Schüler und meinen eigenen Unterricht konnte ich sehr viel aus diesem Buch mitnehmen und nutze es immer wieder gerne als Nachschlagewerk.

8.) Ein gutes Pferd hat niemals die falsche Farbe- Mark Rashid (animalLearn Verlag)

“Wenn Sie ein empfindsames Pferd haben, verwenden Sie Ihr Feingefühl. wenn Sie ein schlaues Pferd haben, benutzen Sie Ihre Intelligenz. Und wenn Sie ein ängstliches Pferd haben, versuchen Sie es zu beruhigen.” (Zitat, Seite 77)

Ob nun dieses oder irgendein anderes Buch von Mark Rashid- lest es!!! Seine Bücher sind keine typischen Fachbücher, sondern enthalten Geschichten aus denen man für sich und die Pferde mit denen man zu tun hat so viel mitnehmen kann.

Mark Rashid liebt Pferde- das jedenfalls ist der Eindruck der bleibt, wenn man das Buch gelesen hat und zur Seite legt. Seine Geschichten von dem freundlichen alten Pferdemann von dem er so viel gelernt hat, sind spannend, lehrreich und berühren einen ganz tief im Inneren, denn es geht in erster Linie um Vertrauen. Statt wie so häufig davon auszugehen, dass ein Pferd unterworfen werden muss, ist hier der Leitgedanke, dass jedes Pferd gut ist und bei richtiger Behandlung gut bleibt.

9.) Bea Borelles Zirkusschule- Bea Borelle (Kosmos)

Bea Borelle ist eine tolle Trainerin. Ich habe selten jemanden so sehr für eine Sache brennen sehen wie sie. Ich bewundere ihre Energie und dieses Buch veranschaulicht schon sehr gut einen Teil von Beas Arbeit.

Das Buch erklärt schön Beas Herangehensweise an einzelne Lektionen und ist ein tolles Nachschlagewerk für alle, die sich für Zirkuslektionen interessieren. Schritt-für-Schritt Fotos illustrieren den Text und laden zum sofortigen Ausprobieren ein. Dabei geht Bea auf das Equipment und die Trainingsbedingungen genau so ein, wie auf Trainingsstrategien und Motivation. Ihr charismatisches Pony Ben begleitet den Leser durch das gesamte Buch und auf den letzten Seiten findet der Leser eine Aufstellung aller Übungen, die Ben beherrscht- ziemlich beeindruckend übrigens.

Ich habe Bea und Ben 2009 auf der Equitana kennen gelernt. Der kleine Fuchswallach beeindruckte mich damals nachhaltig, weil er sogar sagen konnte (mit einem Kopfnicken oder -schütteln), ob er eine Decke anziehen möchte oder nicht. Und Bea respektierte seine Wünsche, was ich auch damals schon toll fand. Im vergangenen Jahr habe ich Bea und Ben zweimal in der Provence besucht und besuche seit dem letzten Jahr ihre Lehrgänge in Mettmann.

10.) Das Phänomen François Baucher- Dr. med. vet. Robert Stodulka (WuWei)

Der letzte Buchtipp für heute ist ein bisschen “schwere Kost”. Das geb ich zu. Das 332 Seiten starke Werk von Dr. Stodulka liest sich auch nicht so eben mal nebenbei. Das muss man schon lesen wollen. Aber wenn man sich da reinfuchst ist es unglaublich informativ.

Hier wird das Werk Bauchers rundum beleuchtet: Biografie, politische Einordnung, Einfluss und Wirkung des Baucherismus bis heute, Unterschiede zwischen erster und zweiter Manier, Kernaussagen der zweiten Manier mit Erklärungen und eine Beleuchtung des Veterinärmediziners Stodulka, welche biomechanische Bedeutung Bauches Lehre hat.

Im zweiten Teil des Buches finden wir eine kommentierte Übersetzung von Bauchers “Methode der Reitkunst nach neuen Grundsätzen”.

Dr Stodulka sorgt mit Fotos von sich und seinen Pferden und mit hervorragend recherchierten Illustrationen und historischen Fotos für eine spannende Bebilderung des an sich eher trockenen Textinhalts ohne dabei den wissenschaftlichen Anspruch hinter diesem Buch zu vernachlässigen.

Insgesamt würde ich sagen: Es ist tatsächlich ein Buch mit wissenschaftlichem Anspruch. Wer sich drauf einlässt entdeckt eine unglaubliche Fülle an Informationen. Nur als Urlaubslektüre für nebenbei ist es eben nicht zu empfehlen.

Und Ihr? Habt Ihr einige dieser Bücher schon gelesen? Wie gefallen Sie Euch? Welche Bücher findet Ihr besonders gut und warum? Ich freue mich über Eure Nachrichten.

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