Der Galopp ist die schnellste Gangart des Pferdes. Er ist ein dynamischer Dreitakt mit Schwebephase. Das Pferd soll sich schwungvoll mit deutlicher Bergauf-Tendenz nach vorne bewegen. Je nach Tempo oder Versammlungsgrad variiert das Gangmaß. Im folgenden möchte ich kurz aufzeigen, was man grundsätzlich unter Galopp versteht, welche Probleme es mit Barockpferderassen in der Ausbildung rund um den Galopp geben kann und darauf eingehen, was François Robichon de la Guérinière über den Galopp schrieb.

Es wird heute unterschieden zwischen:

  • Arbeitsgalopp
  • Mittelgalopp
  • starkem Galopp
  • Schulgalopp
  • versammeltem Galopp
  • Renngalopp
  • außerdem unterscheidet man zwischen Rechts- und Linksgalopp

Die Fußfolge des Rechtsgalopps:

  • linkes Hinterbein
  • links hinten, rechts hinten, links vorne (als Diagonale)
  • rechtes Vorderbein (Einbeinstütze)
  • Schwebephase

Durch den Galopp fördere ich:

  • die Reaktionsfähigkeit des Pferdes
  • die Losgelassenheit als 2. Punkt der Ausbildungsskala (dies gilt insbesondere bei Pferdetypen wie Vollblütern, Warmblütern)
  • ökonomische und geschmeidige Bewegungen des Pferdes
  • den Atemrhythmus (jeder Sprung ein Atemzug)
  • die Bauchmuskulatur
  • eine höhere Beweglichkeit im Kreuzdarmbein
  • eine Steigerung des Enthusiasmus

Hilfen:

  • Paraden: dadurch veranlasstes vermehrtes Herantreten der Hinterbeine an den Schwerpunkt erleichtert das “Anspringen”
  • inneren Gefäßknochen vermehrt belasten
  • innerer Schenkel liegt treibend am Sattelgurt
  • äußerer Zügel begrenzt Stellung und verhindert ein Ausfallen über die Schulter

Der Galopp im Hinblick auf Barockpferde

Gerade Barockpferde wie z.B. Friesen sind schnell mit dem Galopp überfordert. Sie verspannen sich und “machen dicht”. Das liegt daran, dass viele Barockpferde sehr kurze Rücken haben, eine hohe Beinaktion und einen hoch aufgesetzten Hals. Sie haben große Schwierigkeiten sich zu entspannen und ihre Galoppade ist sehr kraftraubend. Bei ihnen muss vor allem auf die Losgelassenheit geachtet werden und auf eine gut vorbereitete tragende Muskulatur, bevor mit der Galopparbeit begonnen werden kann. Friesen haben zusätzlich das Problem, dass ihr Herz im Verhältnis zum Körper sehr klein ist. Sie können daher per se nur kurze Galoppreprisen leisten. Das ist wichtig zu beachten, denn wenn das Pferd seine Belastungsgrenze (und die ist beim Friesen im Galopp extrem niedrig) überschreitet, arbeitet die Muskulatur im anaeroben Bereich. Das bedeutet, dass die Muskulatur nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird und übersäuert. Muskelaufbau ist nur im aeroben Bereich möglich. Ein weiterer negativer Aspekt von Muskelüberlastungen ist die Möglichkeit, dass das Pferd um die überlastete und somit schmerzhafte Muskulatur zu schonen, andere Muskeln benutzt- Fehlbelastungen sind die Folge.

Die Galopparbeit nach François Robichon de la Guérinière:

In der Zeit François Robichon de la Guérinières versteht man unter “dem richtigen Galopp” bei Jagd und Campagnepferden immer den Rechtsgalopp. Doch es gab wohl damals schon Reiter die das Pferd wechseln liessen, damit es nicht ermüdet. In der Reitbahn wird auch damals schon auf beiden Händen gearbeitet. De la Guérinière spricht in seinem Werk von drei Vorteilen, die der Galopp bieten würde:

ein Pferd das empfindlich am Maul ist, könnte so eine sichere Anlehnung erhalten
der Reiter fördere die Kondition
der Reiter könne auf diese Weise den Rücken lockern
De la Guérinière rät im 16. Kapitel “Vom Galopp”, dass der Reiter die Schrittfolgen des Pferdes lernen muss zu erfühlen. Dazu soll er im Schritt anfangen, dann im Trab und dann im Galopp. Nur wenn der Reiter wisse, wann welcher Fuß abhuft, könne er den Galopp richtig fühlen und reiten.

Das Pferd soll nicht angaloppiert werden:

  • bevor es nicht im Trab ausreichend gymnastiziert wurde und dadurch den Galopp anbietet
  • bevor der Körper biegsam genug ist, im Schulterherein die Beine wie auf einem Zirkel zu bewegen, beim Kruppe an die Mauer dem Schenkel gehorcht und bis es durch Arbeit in den Pilaren leicht an der Hand geworden ist. Wenn das alles vorher erarbeitet wurde, sei es leicht ein Pferd anzugaloppieren und dann würde es dem Pferd auch Spaß machen.

Er rät es in Schulterhereinstellung zu galoppieren, damit es nicht aus der Spur läuft und mit dem inneren Hinterbein zu weit nach innen tritt. So richte man es im Galopp gerade. Tue man dies nicht würde das Pferd den Reiter nach außen setzen und an der Spur der Vorderbeine vorbei fußen.

Herr de la Broué beschreibe, dass der Bahngalopp vorne kurz und hinten geschwinde sein müsse.

Diese Geschwindigkeit der Hinterhand erreiche man nur durch Vorwärtsdrang des Pferdes, halbe Paraden um die Vorderhand zu verhalten und durch häufiges Senken der Hand als Belohnung für den Gehorsam und um zu verhindern, dass das Pferd sich auf den Zügel legt, erreichen.

Um dem Pferd einen solchen angemessenen Galopp beizubringen, sollte man das Individuum betrachten und dementsprechend handeln.

Pferde, die sich verhalten sollen auf langen, geraden Linien geführt werden und gestreckt geritten werden. Hitzige Pferde sollten zurück gehalten werden, auf Zirkeln geritten werden, da sie dann genötigt seien sich mehr zu versammeln. Damit würden sie lockerer im Rücken, mental und optisch wären sie beschäftigt und sie würden nicht so losstürmen können.

Wieder andere Pferde würden komisch galoppieren, weil sie sich unwohl fühlen oder eine Schwäche bzw. Schmerzen haben in den Schultern, der Hinterhand, den Gelenken oder den Hufen. Sie trauen sich nicht richtig zu galoppieren. Diese Pferde sollen in kurzen Reprisen galoppiert werden, damit sie nicht den Mut verlieren und damit ihre Kräfte reichen.

Zwei andere Pferdetypen gibt es noch:

  1. die die zu viel Vorderhandaktion haben: Hier soll der Reiter die Hand in dem Moment wo die Vorderbeine auf die Erde gesetzt werden tief stellen den Absatz tief halten und stark in die Bügel treten.
  2. Pferde, die die Beine nicht genug heben und sich auf das Gebiss legen: Hand nachgeben wenn die Vorderbeine in der Höhe sind, wenn die Vorderfüße auf dem Boden sind soll man die Hand zurücknehmen und nicht zu viel Druck in den Steigbügeln ausüben.

Niemals soll man mit Biegearbeit im Galopp anfangen, bevor das Pferd nicht auf dem Hufschlag gut galoppiert. Sonst wäre das Ergebnis eine harte Anlehnung im Maul, die Vorhand würde steif und das Pferd würde sich wiedersetzen. Man würde fühlen, wann es gelenkig genug sei seitwärts zu springen.

Durch die Übung Kruppe an die Mauer würde man nur noch schnalzen müssen und mit dem äußeren Schenkel treiben und es würde von selbst angaloppieren. Dann soll man es nur wenige Sprünge machen lassen, loben und durchparieren.

Der Galopp läßt sich durch das Schulterherein und das Kruppe an die Mauer vervollkommnen. Der Galopp soll immer auf gerader Linie in der Mitte der Bahn beendet werden.

Interessant zum Thema ist auch dieses Interview der Dressur-Studien bei dem sich Andrea Jänisch und Richard Hinrichs zum Thema Galopp unterhalten.

Beitragsbild: Viktoria Makarova@Fotolia

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